Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Europäische Aktien mögen bisher ein miserables Jahr hinter sich haben, aber laut den Analysten von Goldman Sachs müssen sie noch sehr viel tiefer fallen
Die Aktienexperten von Goldman schreiben in einer aktuellen Kundenmitteilung, dass sie für den STOXX 600 auf Drei-Monats-Basis einen Rückgang um weitere 8 % gegenüber dem aktuellen Stand erwarten. Dabei dürften sich zyklische, Chemie- und Bauwerte im derzeitigen Umfeld von Wachstumsverlangsamung und steigenden Zinsen sehr viel schlechter entwickeln als der Gesamtmarkt.
Auf Sicht von sechs Monaten erwarten sie dann eine Erholung des Börsenbarometers auf 380 und in 12 Monaten dann auf 410 Punkte.
Doch selbst auf diesem Niveau läge der europäische Leitindex immer noch rund 17 % unter seinem Höchststand vom Januar dieses Jahres - ohne Berücksichtigung von Dividendenzahlungen.
"Um einen Boden zu bilden, brauchen wir unserer Meinung nach (i) wirklich niedrige Bewertungen, (ii) ein Ende der Wachstumsschwäche, (iii) einen Gipfel bei Inflation und Zinsen und (iv) eine schlanke Positionierung", so Goldman. "Wir glauben, dass wir weder in den USA noch in Europa irgendeinen dieser Punkte bereits erreicht haben."
Zwar dürfte die Währungsschwäche die Unternehmensgewinne im laufenden Jahr stützen - der Euro hat im bisherigen Jahresverlauf 2022 gegenüber dem Dollar um 15 % nachgegeben, und die im STOXX 600 vertretenen Unternehmen erwirtschaften 55 % ihres Umsatzes außerhalb Europas -, doch Goldman argumentiert, dass ein Rückgang des BIP der Eurozone um 0,4 % im nächsten Jahr diesen Rückenwind mehr als ausgleichen wird. Die Analysten der US-Investmentbank erwarten einen Rückgang des Gewinns je Aktie um 17 % im Jahr 2023.
Die Experten verwiesen auf den Umstand, dass die Konsensschätzungen für die Gewinne nur langsam die schlechteren Wirtschaftsaussichten widerspiegeln, die in den letzten Monaten in verschiedenen Umfragen und harten Wirtschaftsdaten sichtbar wurden. Sie zitierten die von FactSet zusammengestellten Konsensschätzungen, die nahelegen, dass die Analysten immer noch einen Gewinnanstieg von 3 % im nächsten Jahr und 6 % im Jahr 2024 erwarten.
"Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Umfragedaten, die sich in Richtung Schrumpfung bewegt haben, und den EPS-Schätzungen, die sich nur leicht abgeflacht haben, aber immer noch sehr viel höher sind als die Werte, die normalerweise mit diesem Wachstumstempo assoziiert werden", resümierte Goldman.