Berlin, 29. Mrz (Reuters) - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat namhafte Unternehmen wie Adidas und H&M kritisiert, die in der Coronakrise Mietzahlungen für ihre Filialen eingestellt haben. "Ich halte das Verhalten von Adidas für unverantwortlich und habe dafür kein Verständnis", sagte Heil dem "Handelsblatt". Adidas habe in den vergangenen Jahren hohe Gewinne erzielt. "Jetzt müssen alle die Krise gemeinsam schultern (...) Alle sind gefordert, sich nicht wegzuducken." Scharfe Kritik kam auch vom Verband Haus & Grund. Wenn große Unternehmen wie Adidas, Deichmann und andere jetzt reihenweise ihre Ladenmieten nicht mehr bezahlten, sei das ein Dammbruch, sagte Verbandspräsident Kai Warnecke.
Adidas ADSGn.DE erklärte unterdessen, der Konzern wolle privaten Vermietern seiner Läden unverändert die Miete zahlen. "Nur im Ausnahmefall sind unsere Vermieter Privatpersonen; wir haben sie ausgenommen, sie werden ihre April-Miete wie gewohnt erhalten", sagte Adidas-Chef Kasper Rorsted der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagausgabe). Die meisten eigenen Geschäfte würden von großen Immobilienvermarktern und Versicherungsfonds angemietet. Sie hätten für die Maßnahme, die Mietzahlungen vorläufig einzustellen, überwiegend Verständnis gezeigt.
Rorsted sagte, die Lage sei ernst. "Aktuell können wir nur in drei Ländern der Welt normal unserem Geschäft nachgehen und ansonsten über Online verkaufen." Der E-Commerce wachse zwar stark, stehe aber nur für 15 Prozent des Geschäftes. Der Konzern-Chef kündigte an, Adidas werde in den kommenden Tagen Kurzarbeit für Produktion, Läger sowie Mitarbeiter in den selbst betriebenen Läden beantragen. "Wir werden Kredite brauchen, wir bei Adidas wie auch die Wirtschaft insgesamt."
In Deutschland sind Mieter von Wohn- und Geschäftsräumen zwar weiterhin verpflichtet, ihre Mieten zu zahlen. Jedoch kann ihnen wegen eines Notgesetzes in der Corona-Krise bei Zahlungsrückständen aus dem Zeitraum 1. April bis 30. Juni 2020 zunächst nicht gekündigt werden. Sollte die Epidemie länger dauern, könnte dieser Zeitraum auch verlängert werden. Mit dem Notfallgesetz will die Politik verhindern, dass Wohnungsmieter ihr Zuhause verlieren und Ladenmieter ihre berufliche Existenz. (Reporterin Sabine Siebold, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030/2888-5168 oder 069/7565-1236.)