FRANKFURT (dpa-AFX) - So mancher Privatanleger wird sich am Montagmorgen geärgert haben: Der Deutsche Aktienindex Dax (DAX) hat erstmals in seiner Geschichte die Marke von 12 000 Punkten übersprungen - und damit in diesem Jahr rund 23 Prozent zugelegt. Die meisten Privatleute sind bei dieser Börsenrally jedoch nicht dabei, sondern begnügen sich mit Kleckerzinsen auf ihren Tagesgeldkonten oder Sparbüchern.
Allerdings hat auch längst nicht jeder Investor am Aktienmarkt das große Geld verdient. Es gibt sogar eine ganze Reihe von Verlierern. Vor allem Spekulanten, die etwas zu gierig waren, stehen jetzt mit Verlusten da.
Wenig Freude haben etwa Anleger, die auf die deutschen Versorger gesetzt hatten. Denn Deutschlands größte Energiekonzerne verlieren in der Energiewende Milliarden - die Stromriesen fahren scharfe Sparprogramme, kürzen Jobs und suchen dringend nach alternativen Geschäftsideen. Das spiegelt sich im Kurs wider: Die Eon (ETR:EOAN)-Aktie hat seit Jahresbeginn rund 6 Prozent verloren, bei RWE (XETRA:RWEG) sind es sogar rund 10 Prozent.
Auch Anleger, die auf die Deutsche Lufthansa (XETRA:LHAG) gesetzt haben, schauen in die Röhre. Der Kursverlust liegt seit Jahresbeginn ebenfalls bei 6 Prozent. Die Streiks der eigenen Piloten und die harte Konkurrenz der Fluggesellschaften aus der Golf-Region machen den Frankfurtern zu schaffen.
Zugegebenermaßen sind Eon, RWE und Lufthansa die Ausnahmen unter den 30 im Dax vertretenen Unternehmen. Die 27 restlichen Konzerne haben beim Aktienkurs zwischen 40 Prozent (Düngemittel-Hersteller K+S (XETRA:SDFGn) und 8 Prozent (Deutsche Post (ETR:DPW)) zugelegt.
Doch gerade dieser steile Anstieg kann so manchem Investor zum Verhängnis werden: Denn wer nicht auf steigende, sondern auf fallende Kurse gewettet hatte, muss jetzt hohe Verluste verdauen.
Von diesen Anlegern gibt es im Dax momentan eine ganze Menge, wie die Daten des Dienstleisters Sungard Financial Systems zeigen. Demnach haben professionelle Investoren unter anderem beim Autobauer BMW (XETRA:BMWG), der Deutschen Telekom und beim Halbleiter-Hersteller Infineon (XETRA:IFXGn) gehofft, dass schlechte Nachrichten deren Aktien unter Druck setzten werden. Doch es ging weiter aufwärts.
Ein Paradebeispiel für eine missglückte Spekulation liefert der Fall Daimler (XETRA:DAIGn): Sungard zufolge hatten im Februar besonders viele Anleger auf Kursrückschläge gewettet, nachdem die Stuttgarter in den USA knapp 150 000 Autos wegen eines technischen Problems zurückrufen mussten. Doch es kam anders: Der Kurs stieg kräftig, weil der schwache Euro die Autoexporte beflügelt. Mit einem Kursplus von 37 Prozent seit Jahresbeginn zählen Daimler-Aktien sogar zu den Spitzenreitern im Dax.
Die Talfahrt des Euro stellt US-Investoren, die Aktien deutscher Konzerne gekauft haben, noch vor ein ganz anderes Problem: Ihnen gehen beim Geldwechseln hohe Summen flöten, wenn sie ihre Wertpapiere verkaufen und die Euro anschließend in Dollar umtauschen. Im vergangenen Jahr bekamen sie für einen Euro im Schnitt 1,33 Dollar, zuletzt waren es gerade noch 1,05 Dollar.