Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat dem Volkswagen (DE:VOWG)-Konzern vorgeworfen, die Kunden in Europa wie "Verbraucher zweiter Klasse" zu behandeln. Während der Konzern in den USA bereit sei, fehlerhafte Autos zurückzunehmen und Entschädigung anzubieten, wolle er in Deutschland und Europa "fast nichts tun", sagte Hofreiter der "Passauer Neuen Presse" vom Freitag. Dabei sei die Zahl der Betroffenen hier viel größer. "VW betrachtet die Kunden in Europa und Deutschland offensichtlich als Verbraucher zweiter Klasse."
Volkswagen hatte am Donnerstag betroffenen Autobesitzern in den USA "substanzielle Entschädigungen" zugesichert. Ein Kompromiss mit den US-Behörden sieht auch Optionen vor, den Wagen kostenlos umrüsten oder von Volkswagen zurückkaufen zu lassen.
Für die "krasse Ungleichbehandlung" deutscher Kunden sieht Hofreiter als Ursache das "Versagen der deutschen Behörden". Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sei der "Schutzpatron der Autoindustrie". Sein Ministerium habe "nur spät und scheibchenweise informiert". Dobrindt verschleppe die Aufklärung seit Monaten. "Der Minister sieht nichts, er hört nichts, er sagt nichts", kritisierte Hofreiter, dessen Fraktion gemeinsam mit den Linken einen Untersuchungsausschuss zum Abgas-Skandal einsetzen will.
Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer forderte die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass die deutschen Verbraucher ebenfalls eine Entschädigung von VW erhalten. "Dafür müssen Union und SPD endlich das Recht auf Sammelklagen ermöglichen, sodass Kunden ihre Forderungen gemeinsam einklagen können."
Im Gespräch sind Musterklagen, mit denen Verbraucher ihre Schadenersatzansprüche leichter durchsetzen können. In einem Musterverfahren werden beispielhaft wichtige Fragen exemplarisch geklärt, um viele gleich gelagerte Fälle zu erleichtern. Bisher können beispielsweise Kapitalanleger solche Verfahren führen.