Hamburg/München, 08. Nov (Reuters) - Volkswagen (DE:VOWG) VOWG_p.DE will nun offenbar Nägel mit Köpfen machen, um den ehemaligen BMW BMWG.DE -Vorstand Markus Duesmann zum neuen Chef seiner schwächelnden Tochter Audi zu küren. Der Aufsichtsrat wolle sich am 15. November mit dem Thema befassen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag aus Konzernkreisen. "Das wird wohl so kommen", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Ein anderer Insider äußerte sich ähnlich: "Die wollen darüber sprechen." Ein Knackpunkt ist offenbar noch, dass man sich mit dem bisherigen Audi-Chef Bram Schot einigt.
Auch der "Spiegel" berichtete vorab aus Unternehmenskreisen, die Personalie Duesmann solle am nächsten Freitag im Aufsichtsrat behandelt werden. VW lehnte einen Kommentar ab. Audi war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Einem weiteren Insider zufolge hat BMW nach langem Hin und Her unlängst entschieden, Duesmann am 1. April und damit vorzeitig aus seinem Vertrag zu entlassen. Die Münchner hatten lange darauf beharrt, dass der Ingenieur seinen bis 1. Oktober laufenden Vertrag erfüllt. Eingeweihten zufolge ging der Entscheidung, Duesmann ziehen zu lassen, hinter den Kulissen längere Verhandlungen zwischen Volkswagen und BMW voraus.
Sollte der VW-Aufsichtsrat Duesmann am kommenden Freitag berufen, müsste Schot als Audi-Chef weichen. Der Niederländer war Ende vergangenen Jahres dauerhaft zum Vorstandschef der VW-Tochter berufen worden. Schot war im Juni vergangenen Jahres an die Unternehmensspitze gerückt, nachdem sein Vorgänger Rupert Stadler wegen Betrugsverdachts in der Dieselaffäre in Haft genommen worden war. Später trennte sich der Mutterkonzern von Stadler.
Eigentlich sollte Schot den Stuhl nach einer Übergangszeit für Duesmann freimachen, der als Wunschkandidat von Volkswagen-Chef Herbert Diess gilt. Doch gaben die Münchner ihren ehemaligen Einkaufschef für den Konkurrenten nicht frei.
Duesmann wird zugetraut, die Entwicklung von sauberen Dieselmotoren voranzutreiben - und Audis Altlasten im Abgasbetrug zu beseitigen. Er soll der Ingolstädter Premiummarke zu altem Glanz verhelfen, den sie durch die Dieselmanipulation eingebüßt hat. Dazu gehört auch, dass Audi wirtschaftlicher aufgestellt wird. Der "Spiegel" berichtete, Betriebsrat und Audi-Führung verhandelten darüber, die Kapazitäten der Werke in Ingolstadt und Neckarsulm zu reduzieren. Eine Einigung könne bereits in der kommenden Woche erzielt werden.