Düsseldorf, 18. Jun (Reuters) - Das Bundeskartellamt sieht Verbesserungsbedarf bei Nutzerbewertungen auf Internetportalen. "Portale und Plattformen müssen für die von ihnen dargestellten Bewertungen deutlich mehr Verantwortung übernehmen", erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Donnerstag. Dazu gehörten vor allem eine zielgenaue Filterung der abgegebenen Bewertungen und die Zulassung gekennzeichneter und damit für den Verbraucher erkennbarer Produkttests. Viele Verbraucher vertrauten bei der Suche nach einem Produkt, einem Arzt oder einer Reise im Internet auf die Bewertungen anderer Nutzer. "Wenn die angezeigten Bewertungen aber gar nicht von echten Nutzern stammen, inhaltlich beeinflusst oder durch die Portale verzerrend gefiltert werden, können Verbraucher getäuscht werden und eine falsche Entscheidung treffen."
Die Bonner Behörde hatte im Mai vergangenen Jahres eine Sektoruntersuchung eingeleitet und nun das vorläufige Ergebnis präsentiert. Auf einigen Portalen führten die Bewertungssysteme zu einer verzerrten Darstellung des tatsächlichen Meinungsbildes, erklärten die Experten. Dies könne dadurch geschehen, dass die Abgabe einer positiven Bewertung für den Nutzer technisch deutlich einfacher zu bewerkstelligen sei als eine negative Bewertung. Unter den Vermittlern von Bewertungen würden seriöse Vertreter zunehmend verdrängt. Breitmachten sich hingegen in sozialen Netzwerken Angebote mit "5-Sterne-Garantie".
Die Ermittlungen betrafen über 60 große Internet-Portale, die Nutzerbewertungen aus 16 verschiedenen Branchen anzeigen, sowie zahlreiche andere Marktteilnehmer. Im Herbst will die Behörde einen abschließenden Bericht veröffentlichen. Das Bundeskartellamt kann im Bereich des Verbraucherschutzes Untersuchungen durchführen, Verbote erteilen kann sie hier aber nicht. Sie appellierte an die Portale, die vorgeschlagenen Maßnahmen freiwillig umzusetzen.