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Lufthansa-Aktie: „Wäre es besser gewesen, wir hätten Air Berlin nicht übernommen?“

Veröffentlicht am 13.05.2019, 10:13
© Reuters.
ICAG
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Am 07.05. bat die Lufthansa (WKN:823212) ihre Aktionäre zur jährlichen Hauptversammlung – für CEO Carsten Spohr kein einfache, wie sich herausstellen sollte.

Denn die anwesenden institutionellen Anleger und Aktionärsvertreter kamen aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus – einer stellte sogar die rhetorische Frage:

Wäre es besser gewesen, wir hätten Air Berlin nicht übernommen?

Warum diese Kritik nur von einem kurzfristig denkenden Anleger stammen kann und was wir Anleger daraus lernen sollten, erfährst du, wenn du weiterliest!

Das kurzfristige Eurowings-Debakel, das langfristig gar keines ist Kurzfristig gesehen haben die institutionellen Anleger vollkommen recht – die Air-Berlin-Übernahme und das daraus resultierende Chaos bei Eurowings haben dieses Segment tief in die roten Zahlen gedrückt.

Verlust Eurowings Gesamtjahr 2018 -231 Millionen Euro
Verlust Eurowings Q1 2019 -257 Millionen Euro
Quelle: Lufthansa Investor Relations

In den letzten 15 Monaten hat Eurowings fast eine halbe Milliarde Euro „verbrannt“ – Geld, das institutionelle Anleger natürlich lieber in Form einer höheren Dividende selbst gesehen hätten. Doch diese Denkweise ist kurzfristig – zu kurzfristig, wenn du mich fragst.

Denn ich gebe Lufthansa-CEO Carsten Spohr völlig recht: Man musste die einmalige Gelegenheit der Air-Berlin-Pleite nutzen. Und ich hoffe sogar darauf, dass noch weitere Übernahmen folgen werden – denn in meinen Augen würden diese einige langfristige Wettbewerbsvorteile schaffen, von denen die Kranich-Airline noch viele Jahren profitieren könnte.

Slots an beliebten Flughäfen Eine Airline kann nicht einfach starten und landen, wo es ihr gerade gefällt – zumindest an begehrten Flughäfen wie Frankfurt, München oder Hamburg benötigt sie sogenannte Slots. Das sind Zeitfenster, die für Start und Landung genutzt werden können – und an den gerade genannten Luftfahrt-Hotspots absolute Mangelware sind.

Wird eine Airline übernommen, dann fallen auch deren Slots in die Hände des Käufers – und diese Slots sind Gold wert! Denn bei entsprechender Nutzung verlängert sich deren Nutzungsberechtigung automatisch.

Wer wachsen möchte, braucht logischerweise immer mehr Slots – und genau die hat sich die Lufthansa mit der Air-Berlin-Übernahme gesichert! Wenn du mich fragst, dann sind alleine diese Slots langfristig mehr wert, als die Übernahme kurzfristig gekostet hat – Gleiches gilt übrigens auch für die potenziellen Übernahmeziele Condor und AlItalia.

In der Luftfahrt kommt’s auf die Größe an Germania, WOW Air, Primera Air – man könnte diese Auflistung der in den letzten Monaten pleitegegangenen kleinen Airlines sicher noch weiter fortführen – ich hab’s jetzt einfach mal bei diesen dreien belassen. Klar ist auf jeden Fall: Kleine Airlines sterben weg wie die Fliegen, während die Großen der Branche – beispielsweise die Lufthansa, der British-Airways-Mutterkonzern IAG (LON:ICAG) oder Ryanair Milliardengewinne erwirtschaften.

In der Luftfahrtbranche kommt’s eben auf die Größe an – das fängt beim Kauf der Flugzeuge an. Es macht einfach einen Unterschied, ob eine Germania fünf oder sechs Flieger bei Airbus bestellt oder ob Ryanair mal eben 300 Boeings auf einen Schlag ordert – klar, dass Ryanair da andere Konditionen erhält!

Dieser Größenvorteil zieht sich durch alle möglichen Geschäftsbereiche – von den Flughafengebühren über die Wartung bis hin zum Ticketsystem: Je größer die Airline, desto effizienter funktioniert diese schlussendlich.

Jede Übernahme macht die Lufthansa-Gruppe noch größer und damit langfristig gesehen effizienter – ebenfalls ein Effekt, den man meiner Meinung nach nicht außer Acht lassen darf. Insbesondere da …

Konsolidiert wird schließlich nicht für immer … die Phase des Konsolidierens – also die Bildung einiger weniger dominierender Marktteilnehmer – irgendwann vorbei sein wird. Und dann wird es zunehmend schwerer werden zu wachsen – im schlimmsten Fall wird man sogar selbst Opfer der Konsolidierung!

Es macht in meinen Augen daher Sinn, selbst aktiv zu werden – statt nur vom Rand aus zuzuschauen. Jede Übernahme hilft dabei, die beiden genannten Wettbewerbsvorteile besser für sich zu nutzen. Darum sollte man – zumindest in dieser Branche – übernehmen, solange es noch etwas zu übernehmen gibt.

Schnelles Geld versus langfristige Geldanlage All diese langfristigen Vorteile der aktuellen Lufthansa-Strategie sehen die eingangs erwähnten institutionelle Anleger und Aktionärsvertreter leider nicht – aus einem ganz einfachen Grund: Sie werden von ihren Kunden an der kurzfristigen Performance gemessen.

Ein Fonds muss sich in einem Zeitraum von ein bis drei Jahren mit der Konkurrenz vergleichen lassen, Pensionskassen wollen Jahr für Jahr hohe Ausschüttungen und der Aktionärsvertreter soll für die Mitgliedsgebühr gefälligst etwas tun – verglichen mit meinem Anlagehorizont sind das alles extrem kurzfristige Ambitionen!

Und so kommt es eben zu Hauptversammlungen, wie wir sie Anfang Mai bei der Lufthansa erlebt haben – die kurzfristig orientierten Stimmen schreien lauter als alle anderen und sorgen so für ein extrem negatives Echo rund um dieses Ereignis und letztendlich das Unternehmen, das unter langfristigen Aspekten eine durchaus plausible Strategie verfolgt.

Was wir Anleger von der Lufthansa-Hauptversammlung lernen können Man sollte sich von der Meinung professioneller Anleger nicht verrückt machen lassen! Ja, das sind Profis – aber sie haben oft völlig andere Ziele und vor allem einen ganz anderen Anlagehorizont als wir Privatanleger. Als langfristig denkender Investor lässt mich das Geschrei dieser Hauptversammlung völlig kalt – ich glaube weiter an die Lufthansa-Aktie und ihre Strategie!

Thomas Brantl besitzt Aktien der Lufthansa und von Ryanair.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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