FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Neues Leben hat am Donnerstag der Einstieg eines Finanzinvestors dem Kurs der Aktien von Axel Springer (4:SPRGn) eingehaucht. Die Papiere schnellten um mehr als 20 Prozent nach oben auf 54,70 Euro. Soviel hatten sie zuletzt Anfang Februar gekostet. Zuvor waren sie vom Hoch im Februar 2018 um rund 40 Prozent gefallen.
Der Medienkonzern hatte am Vorabend Gespräche mit dem US-Investor KKR über eine strategische Beteiligung bestätigt. Der Verhandlungsstand sehe vor, dass die Amerikaner zusammen mit Beteiligungsgesellschaften von Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner ein Kaufangebot für die restlichen Springer-Aktien vorlegten. Der Ausgang sei derzeit jedoch noch offen, hieß es.
"Das ist eine positive Überraschung für die Aktionäre", sagte ein Händler. Sie sorge für eine Kursbelebung, nachdem die Papiere über längere Zeit unter einer allgemeinen Branchenschwäche klassischer Medienwerte gelitten hätten. Mit einem neuen strategischen Ankerinvestor dürfte die Zuversicht am Markt wieder zunehmen.
Analystin Katherine Tait von Goldman Sachs (NYSE:GS) wollte sich zum möglichen Ausgang der Verhandlungen zwar nicht äußern. Grundsätzlich habe der Medienkonzern aber die Ambition und auch die Fähigkeit, seine Geschäfte in Richtung Wachstum neu zu positionieren, schrieb die Expertin in einer Studie. Das Online-Rubrikengeschäft hält sie für unterbewertet. Sie riet weiter zum Kauf der Aktien mit einem Kursziel von 60,10 Euro.
Der Kurs der Springer-Aktie hatte zuletzt immer mehr den Anschluss an den europäischen Mediensektor verloren. Seit Jahresbeginn hatten die Papiere um knapp neun Prozent nachgegeben, während der Stoxx 600 Mediensektor (Stoxx 600 Media PR) in dieser Größenordnung gestiegen war. Auch die Anteilsscheine der RTL Group (H:RRTL) hatten in diesem Börsenjahr entgegen dem Sektortrend rund neun Prozent eingebüßt.
Marcus Diebel von JPMorgan (NYSE:JPM) merkte an, dass das auch von Axel Springer betriebene Geschäft mit Online-Kleinanzeigen in den vergangenen Monaten bereits in den Fokus von Übernahmen und Fusionen gerückt sei. Der Analyst hält die Aktien von Axel Springer derzeit für "zu günstig" bewertet angesichts der Wachstumschancen. Die Springer-Familie habe in der Vergangenheit die Strategie des Unternehmens erheblich unterstützt, nicht zuletzt durch Änderungen in der Aktionärsstruktur.
Analyst Harry Read vom Londoner Broker Liberum nannte die Gespräche "interessant", weil sich damit das Übernahme- und Beteiligungskarussell in der Branche weiter drehe. Zuletzt hatte der französische Medienriese Vivendi (9:VIV) über die TV-Tochter Canal+ ein Kaufangebot für den Pay-TV-Betreiber M7 abgegeben. Zudem hatte sich die italienische Mediaset an ProSiebenSat.1 beteiligt.