München (Reuters) - Wirbelstürme, Überschwemmungen und Hitzewellen haben im ersten Halbjahr nach Erhebungen der Münchener Rück (DE:MUVGn) weniger Schaden angerichtet als im langjährigen Durchschnitt.
Der weltgrößte Rückversicherer zählte zwischen Januar bis Juni 370 größere Naturkatastrophen, die zu wirtschaftlichen Schäden von 42 Milliarden Dollar führten, wie die Münchener Rück am Dienstag mitteilte. Die Überflutungen im Südosten Chinas, die im Juni und Juli Milliardenschäden angerichtet haben sollen, seien aber noch nicht eingerechnet. Im Schnitt richteten Naturkatastrophen in den vergangenen 30 Jahren inflationsbereinigt im ersten Halbjahr Schäden von 69 Milliarden Dollar an.
Versicherer und Rückversicherer müssen für Schäden von 15 Milliarden Dollar einstehen. Auch das liege zufällig unter dem langjährigen Schnitt von 18 Milliarden. Dass die versicherten Schäden nicht größer ausfielen, lag daran, dass sich viele der Katastrophen in Ländern ereigneten, in denen Menschen und Unternehmen kaum gegen Schäden versichert seien, erklärte der Rückversicherer.
Für die betreffenden Länder haben sie dennoch schwerwiegende Folgen: So richtete der Zyklon Idai im März in Mosambik einen Schaden an, der einem Zehntel der Wirtschaftsleistung in einem der ärmsten Länder der Welt entspricht. Relativ gesehen sei das mehr als bei der teuersten Naturkatastrophe aller Zeiten, dem Erdbeben 2011 in Japan. "Erfahrungsgemäß benötigen solche Länder oft Jahre, um sich zu erholen", sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek. "Versichert war praktisch nichts, so dass die Betroffenen kaum schnelle finanzielle Hilfe für den Verlust von Hab und Gut bekommen konnten." Die Versicherer müssten sich mit Regierungen und Entwicklungsbanken zusammentun, um die Folgen finanziell abzumildern.
Idai war mit 1000 Opfern zugleich die tödlichste Katastrophe im ersten Halbjahr. Insgesamt starben bei Naturkatastrophen nach Münchener-Rück-Daten 4200 (2018: 4300) Menschen. Den größten wirtschaftlichen Schaden richteten Gewitterstürme im mittleren Westen der USA mit 3,3 Milliarden Dollar an. Rund 2,5 Milliarden davon trägt die Versicherungswirtschaft.
HAGELKÖRNER GROSS WIE ORANGEN
In Europa sorgte die Hitzewelle im Juni für große Schäden, da sie zu schweren Gewittern und Hagelschlägen führte. Der Hagel am Pfingstmontag verursachte in Deutschland - vor allem rund um München - allein fast 900 Millionen Euro Schaden, mehr als drei Viertel davon waren versichert. Noch dramatischere Hagelunwetter trafen Anfang Juli die Adria. In Italien und Griechenland fielen teilweise orangengroße Hagelkörner. Wegen der lang anhaltenden Trockenheit seien in Europa zudem Ernteeinbußen zu erwarten.
Die Münchener Rück sieht einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel, den Hitzewellen und auch Hagelgewittern. Europa müsse sich dafür wappnen. "Maßnahmen zur Verringerung der Schadenanfälligkeit sind auf jeden Fall sinnvoll", sagte Klima-Experte Ernst Rauch. "Denn wir müssen davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten fortsetzen wird."