(Ändert im ersten Absatz Ausfallrate in Europa. S&P hat seine Angaben geändert)
Frankfurt, 09. Dez (Reuters) - Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) erwartet trotz der wirtschaftlichen Erholung in Europa steigende Kreditausfälle. Durch Überkapazitäten, verstärkte Regulierung und politische Unsicherheiten stünden viele Unternehmen vor großen Herausforderungen, sagte S&P-Kreditanalyst Tobias Mock am Mittwoch in Frankfurt. 2016 werde die Ausfallrate in Europa von "sensationell niedrigen" 1,5 Prozent auf 2,4 Prozent steigen. Damit liege die Rate aber auch künftig unter dem langjährigen Durchschnitt von 3,2 Prozent und weit weg von Krisenwerten. Zudem stehe Europa besser da als die USA, wo der Einbruch der Öl- und Gaspreise zahlreichen Konzernen zusetzt.
"Unternehmen in den Branchen Öl und Gas, Bergbau, Stahl, Chemiegrundstoffe und Investitionsgüter leiden weltweit unter einem Überangebot und Überinvestitionen", sagte Mock. Sie hätten in Erwartung hoher Rohstoffpreise und eines anhaltend starken Wachstums in Schwellenländern wie China viel investiert und hohe Schulden aufgenommen. In Europa - und vor allem in Deutschland - gebe es jedoch weniger Unternehmen in diesen überinvestierten Branchen als in den USA. Zudem profitierten europäische Firmen von fallenden Rohstoffpreisen, dem schwachen Euro und der lockeren Geldpolitik.
Da die Zinsen niedrig sind und die Unternehmen aus eigener Kraft kaum wachsen könnten, setzen sie auf Zukäufe, sagte Mock. 2015 sei bei Fusionen und Übernahmen das zweitbeste Jahr seit 2004 gewesen. Das Übernahmefieber werde auch im kommenden Jahr anhalten.