Im Gezerre um die Zukunft der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann gibt es eine neue Wendung: Norma zieht seine Klage gegen die Übernahme der Kette durch den Konkurrenten Edeka zurück. Dies geschehe "trotz weiterhin bestehender kartellrechtlicher Bedenken", erklärte das Unternehmen am Donnerstag. Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub hofft nun, dass auch Rewe und Markant ihre Klagen zurücknehmen, um das Geschäft mit Edeka doch noch zu ermöglichen.
Norma erklärte, die Entscheidung zur Klagezurückziehung sei "nach langen und intensiven sowohl internen als auch externen Gesprächen" gefallen. Der Unternehmensvorstand habe sich entschlossen, "im Sinne und zum Wohle der Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann und deren Familien einer Einigung nicht im Wege zu stehen".
Schon zuvor hatte die Tengelmann-Gruppe als Eigentümerin von Kaiser's Tengelmann die Einigung mit Norma mitgeteilt. Einen entsprechende Verständigung sei am Mittwoch erfolgt, erklärte Tengelmann-Chef Haub.
Über die Details der Verständigung wurde laut Tengelmann Stillschweigen vereinbart. Ausschlaggebend für die Einigung sei vor allem der Umstand gewesen, "dass angesichts des fortschreitenden Niedergangs von Kaiser's Tengelmann nur noch eine zeitnahe Gesamtübernahme, wie sie die Ministererlaubnis vorsieht, alle Arbeitsplätze sichern kann", erklärte die Gruppe.
"Die soziale Verantwortung gebietet es, einer solchen Lösung nicht im Wege zu stehen, wenn die daraus entstehenden möglichen Nachteile anderweitig ausgeglichen werden können", erklärte Haub. "Dies ist uns gelungen und ich hoffe, dass dies auch mit den beiden übrigen Beschwerdeführern gelingt."
Neben Norma waren auch Rewe und Markant gegen die Sondererlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vor das Oberlandesgericht Düsseldorf gezogen. Gabriel hatte nach dem Nein des Bundeskartellamts zur Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka das Geschäft unter Auflagen freigegeben.
Auf die Beschwerden der Konkurrenten hin stoppte das OLG Düsseldorf aber den weiteren Prozess in einer Eilentscheidung. Gespräche zwischen allen beteiligten Unternehmen brachten keine Lösung. Haub beschloss daraufhin, die Zerschlagung von Kaiser's Tengelmann einzuleiten, und erklärte, dabei sei mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze zu rechnen. Das Verfahren zum Verkauf der Filialen in Nordrhein-Westfalen begann am Montag.
Sollte sich Haub tatsächlich auch mit Rewe und Markant auf Klagerücknahmen einigen können, wäre die Gesamtübernahme durch Edeka wieder denkbar. Von Rewe und Markant waren am Donnerstag zunächst keine Stellungnahmen zu dieser Frage erhalten. Rewe-Chef Alain Caparros sagte der "Wirtschaftswoche" laut Vorabmeldung, eine Einigung, um die Zerschlagung abzuwenden, sei "zumindest denkbar". Jedoch seien die Chancen "gering".