Es liegt wohl in unserer menschlichen Psyche begründet. Denn neben anderen Aspekten achtet man bei seiner Aktienauswahl sehr oft auch auf einen optisch billigen Kurs. Interessiert man sich beispielsweise für die Aktien zweier Firmen, dann kommt einem nicht selten diejenige mit dem niedrigeren Kurs wesentlich attraktiver vor.
Man kann es eben einfach nicht leugnen, dass wir bei einer Investition von vielleicht 2.000 Euro lieber 100 Aktien zu 20 Euro das Stück erwerben als 10 Aktien für je 200 Euro. Doch ich muss an dieser Stelle einmal anmerken, dass ich mit dieser Vorgehensweise nicht immer zufriedenstellende Ergebnisse erzielt habe.
Denn auch ich habe lange Zeit geglaubt, eine Aktie mit einem Kurs von 20 Euro könne sich eventuell schneller im Kurs verdoppeln als ein Titel, der zum selben Zeitpunkt einen Stückpreis von 200 Euro aufweist. Heute weiß ich allerdings, dass ich das Opfer eines recht weit verbreiteten Trugschlusses geworden bin.
Günstig oder teuer? Es sollte jedem klar sein, dass man alleine an ihrem Kurs nicht feststellen kann, ob eine Aktie günstig oder teuer ist. Man könnte sich hier nämlich noch weitere Faktoren anschauen. Recht gerne wird hier auf die beiden Kennzahlen KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) zurückgegriffen. Doch noch etwas könnte hier beachtenswert sein.
Nehmen wir doch einfach einmal zwei verschiedene Aktiengesellschaften. Wobei Gesellschaft A insgesamt 1 Mio. Aktien und Gesellschaft B insgesamt 10 Mio. Papiere ausgegeben hat. Gehen wir jetzt einmal davon aus, dass der Aktienkurs von A 100 Euro beträgt und der von B günstige 10 Euro. Dann würde jede der beide Firmen einen Börsenwert von exakt 100 Mio. Euro aufweisen.
Jetzt würde man zwar bei einer Investition von 2.000 Euro von jeder Gesellschaft unterschiedlich viele Aktien erwerben. Aber im Hinblick auf ihre Marktkapitalisierung wäre man an beiden Firmen zu einem gleich großen Teil beteiligt. Und ich finde, dass man über diese Tatsache durchaus einmal nachdenken sollte. Vor allem, wenn man dabei ist zu überlegen, ob eine Aktie nun teuer oder billig ist.
Optisch hohe Kurse nicht ignorieren Vielleicht sollte man sich bei seiner Aktienauswahl besser so ausrichten, dass man sich von einem etwas höheren Kurs nicht mehr abschrecken lässt. Und wenn eine Aktie schon längere Zeit mit einem steigenden Kurs glänzen kann, sollte dies kein Grund sein, sie schon im Vorfeld als überteuert abzutun. Ganz im Gegenteil. Dieser Umstand könnte schließlich darauf hinweisen, dass die Geschäfte bei dem betreffenden Unternehmen bestens laufen.
Und so sollte doch eigentlich nicht viel dagegensprechen, dass es mit dem Kurs noch längere Zeit weiter nach oben gehen könnte. Denn warum sollte die Aktie ausgerechnet dann, wenn man sie erworben hat, ihren Kursanstieg nicht weiter fortsetzen? Zumindest wenn man jetzt einmal davon ausgeht, dass die geschäftliche Entwicklung weiter positiv bleibt.
Umgekehrt trifft dies aber leider genauso zu. Wenn ein Unternehmen nämlich Probleme hat, dann passiert es oft sehr schnell, dass auch der Aktienkurs in Mitleidenschaft gezogen wird. Sicherlich könnte man jetzt günstig einsteigen. Aber die Gefahr ist recht groß, dass es unter Umständen mit der Notierung noch weiter abwärtsgeht.
Mein Fazit Früher ist es oft vorgekommen, dass auch ich in solche vermeintlichen „Schnäppchen“ investiert habe. Doch erst nach dem Kauf haben sich dann viele von ihnen tatsächlich zu billigen Aktien entwickelt. Deshalb orientiere ich mich heute nicht mehr allzu sehr am Aktienkurs, sondern an den Zukunftsaussichten des jeweiligen Konzerns.
Stellen sich diese weiterhin als gut heraus, kommt für mich selbst dann ein Kauf infrage, wenn sich der Aktienkurs schon seit Jahren in einer fantastischen Aufwärtsbewegung befindet.
Der Artikel Optisch billige Aktien bevorzugt? Darum sollte man beim Kauf nicht nur auf den Kurs schauen! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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