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Personal-Chaos bei Thyssenkrupp muss bald enden

Veröffentlicht am 21.08.2018, 08:10
© Reuters. FILE PHOTO: The ThyssenKrupp AG logo is pictured at an escalator at the ThyssenKrupp headquarters in Essen
SIEGn
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TKAG
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- von Christoph Steitz und Matthias Inverardi und Edward Taylor

Frankfurt/Düsseldorf (Reuters) - Es ist die Quadratur des Kreises, an der sich der Aufsichtsrat des kriselnden Thyssenkrupp-Konzern derzeit versucht: Gesucht wird ein neuer Vorstandschef, den sowohl Finanzinvestoren als auch die bei dem Essener Konzern mächtigen Arbeitnehmervertreter akzeptieren können.

Und auch die gemeinnützige Krupp-Stiftung muss grünes Licht geben. Doch damit nicht genug: Der Posten an der Spitze des Aufsichtsrats ist ebenfalls vakant. Die Zeit drängt, denn die Investoren wollen genauso wie die Belegschaft Klarheit.

Nachdem Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner das Handtuch geworfen hatten, steht die Thyssenkrupp-Aktie unter Druck. Wie angespannt die Stimmung unter den Anlegern ist, zeigt der jüngste Einbruch: Der als Kandidat für den Chefposten gehandelte Lanxess-Chef Matthias Zachert steht einem Insider zufolge nicht zur Verfügung, die Anteilsscheine rutschten am Freitag nach einer Reuters-Meldung auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren.

Gesucht wird nun mit Unterstützung der Personalberatung Spencer Stuart ein Manager, der integrativ sein muss, Erfahrung mit Restrukturierungen mitbringt und vor allem rasch verfügbar ist. Der neue Aufsichtsratschef sollte sich zudem auf sein Mandat für die Essener konzentrieren müssen - andere größere Aufgaben sollte er nicht haben. Denn Thyssenkrupp (DE:TKAG) steht mit seinen Geschäften von Aufzügen bis hin zu U-Booten vor großen Herausforderungen. "Das kann kein kleiner Name sein. Den Kandidaten erwartet eine schwere Aufgabe. Zeit, sich zu beweisen, hat keiner", sagte ein Insider.

Schon die Gemengelage im Aufsichtsrat ist schwer zu überschauen. Hiesinger und Lehner verließen Thyssenkrupp auch deshalb, weil sie mangelnde Rückendeckung in dem 20-köpfigen Kontrollgremium beklagten. Die Arbeitnehmervertreter dort fürchten, dass der Konzern zerschlagen werden könnte. Der aktivistische Investor Cevian, der rund 18 Prozent der Thyssenkrupp-Anteile hält, macht sich stattdessen für Änderungen an der Struktur des Konzerns stark. Cevian ist mit Jens Tischendorf in dem Gremium vertreten. Insidern zufolge könnte der Investor einen weiteren Sitz erhalten. Keinen Vertreter im Aufsichtsrat hat der aktivistische Investor Elliott, der bei den Essenern für Wirbel gesorgt hatte. Weiterer Machtfaktor in dem Gremium ist die Krupp-Stiftung, mit 21 Prozent größter Einzelaktionär bei Thyssenkrupp. Sie hat zwei Vertreter im Aufsichtsrat, Stiftungs-Chefin Ursula Gather ist eine davon. Gather hat aber schon abgewunken - sie wolle den Aufsichtsrat nicht führen. An ihr hatten Insidern zufolge Hiesinger und Lehner Kritik geübt und ihr einen Schlingerkurs vorgeworfen. Durch das Personal-Chaos steigt auch der Druck auf Gather.

ERSTE ABSAGEN - INVESTOREN MACHEN DRUCK

© Reuters. FILE PHOTO: The ThyssenKrupp AG logo is pictured at an escalator at the ThyssenKrupp headquarters in Essen

Kandidaten für die Top-Posten beim Essener Mischkonzern sind rar. Manager mit dem nötigen Format, wie etwa Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle oder Siemens-Chef Joe Kaeser, begleiten bereits große Umstrukturierungen. Airbus-Chef Tom Enders habe mit Blick auf den Vorsitz des Aufsichtsrats abgewinkt, hatten mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt. Der ehemalige Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm wird ebenfalls als Kandidat für die Posten gehandelt. Er habe aber kaum Chancen, sagten mehrere Insider. Russwurm war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Hiesinger kam ebenfalls aus dem Siemens-Stall - nun wird immer wieder über Siemens-Manager für die Posten in Essen spekuliert. Beide Mischkonzerne stehen vor ähnlichen Herausforderungen - doch habe Siemens (DE:SIEGn) bislang besser auf die Anliegen der Investoren reagiert.

Bis Ende September müsse sich eine Lösung für die freien Stellen abzeichnen, sagten zwei Personen aus dem Umfeld von Anteilseignern. Ziehe sich der Prozess zu lange hin, würde dies ungeduldigen Investoren nur neue Ansatzpunkte für ihre Kritik liefern. Immerhin, die Gespräche im fünfköpfigen Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats, in dem auch Tischendorf und Gather sitzen, liefen konstruktiv, versicherten mehrere Insider. Aktuell gebe es Gespräche mit einem neuen Kandidaten.

Thyssenkrupp lehnte einen Kommentar ab. Es laufe ein strukturierter Suchprozess, sagte ein Konzernsprecher.

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