- von Patricia Weiss
Bad Homburg (Reuters) - Fresenius (DE:FREG) nimmt sich nach dem rasanten Wachstum der vergangenen Jahre eine Auszeit: Für den Gesundheitskonzern soll es nach mauen Ergebnissen in diesem Jahr erst ab 2020 wieder aufwärts gehen.
"2019 wird ein Investitionsjahr", kündigte Vorstandschef Stephan Sturm am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz an. Rund 2,5 Milliarden Euro will er in die Hand nehmen, um das Wachstum anzukurbeln. Nicht alle Maßnahmen würden sich kurzfristig auszahlen. Es gehe vielmehr darum, Fresenius langfristig fit zu machen, betonte Sturm. Im laufenden Jahr nimmt der Konzern dafür auch stagnierende Gewinne in Kauf.
Bei der Dialysetochter FMC soll das Geschäft mit der Heimdialyse, die Patienten die Blutwäsche in den eigenen vier Wänden ermöglicht, ausgebaut werden. Dazu trägt auch die rund zwei Milliarden Dollar schwere Übernahme der US-Firma NxStage bei, die FMC nach erheblichen Verzögerungen nun in den nächsten Tagen abschließen will. Zudem soll durch eine verstärkte Expansion in China die große Abhängigkeit vom nordamerikanischen Markt verringert werden. Fresenius will zudem sein Geschäft mit Nachahmermedikamenten sowie das Angebot bei der Krankenhaustochter Helios ausbauen. Diese litt zuletzt unter dem regulatorischen Umfeld in Deutschland sowie einer unerwartet hohen Fluktation bei Ärzten und Personalknappheit im Pflegebereich. Sturm will gegensteuern und dieses Jahr unter anderem 1000 neue Pflegekräfte bei Helios einstellen.
Von 2020 bis 2023 peilt Fresenius nun ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von vier bis sieben Prozent an. Das Konzernergebnis soll noch stärker in einer Spanne von fünf bis neun Prozent zulegen. Zu einer Beschleunigung des Ergebniswachstums könnte das Erreichen der Gewinnzone im Biosimilars-Geschäft bei der auf Nachahmermedikamenten spezialisierten Sparte Kabi beitragen, das Sturm für etwa 2022 erwartet, sowie kleinere und mittlere Zukäufe. Für dieses Jahr geht der Konzern von einem währungsbereinigten Umsatzplus von drei bis sechs Prozent aus.
"GEWINNWARNUNGEN MÜSSEN DER AUSNAHMEFALL BLEIBEN"
Fresenius hatte im vergangenen Jahr bei Anlegern wiederholt für Enttäuschung gesorgt. Nachdem der Vorstand im Oktober schon die Prognose für 2018 gekappt hatte, verabschiedete er sich im Dezember auch noch von den Erwartungen bis 2020. Vor allem bei der Dialysetochter FMC lief es nicht rund, auch wegen eines schwächer als erwarteten Geschäfts mit Dialysedienstleistungen in Nordamerika. Zudem sorgte die abgeblasene Übernahme des US-Generikaherstellers Akorn für Schlagzeilen.
"Wir haben unsere Lektionen gelernt", räumte Sturm ein. Auch wenn 2018 für Fresenius das 15. Rekordjahr in Folge gewesen sei, sei es kein einfaches Jahr gewesen. "Gewinnwarnungen müssen der absolute Ausnahmefall bleiben." Die Aktionäre sollen mit einer fünf Cent höheren Dividende von 80 Cent je Aktie versöhnt werden und auch für 2019 trotz der Ergebnisflaute eine steigende Ausschüttung erhalten. Auch die Anteilseigner von FMC erhalten eine höhere Dividende von 1,17 Euro je Aktie. Sie sollen zudem mit einem Aktienrückkaufprogramm von bis zu eine Milliarde Euro in den nächsten zwei Jahren bei der Stange gehalten werden.
Auch Sturm selbst will das Vertrauen der Anleger stärken und kündigte an, in diesem Jahr, wie auch schon 2018, Aktien für rund eine Million Euro zu kaufen. Zudem will er den gesamten Teil seiner variablen Vergütung für das vergangene Jahr in Aktien erhalten. An der Börse ging es aufwärts: Die Papiere von Fresenius stiegen um fast sieben Prozent auf 49,81 Euro, nachdem sie im vierten Quartal 38 Prozent verloren hatten.
2018 setzte Fresenius 33,5 Milliarden Euro um - ein Prozent weniger als im Vorjahr, aber auf vergleichbarer Basis ein Plus von zwei Prozent. Währungsbereinigt betrug der Zuwachs sechs Prozent. Das bereinigte Konzernergebnis lag bei 1,87 Milliarden Euro, ein Plus von vier Prozent. Bei FMC sank der Umsatz um sieben Prozent auf 16,5 Milliarden Euro und das bereinigte Konzernergebnis um zwei Prozent auf 1,19 Milliarden. 2019 könnte bei dem Dialysekonzern ein Ergebnisplus von zwei Prozent bis hin zu einem Minus von zwei Prozent zu Buche stehen.