Berlin (Reuters) - Wegen der Corona-Krise stellt sich der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 (DE:PSMGn) auf weitere Einbrüche bei den wichtigen TV-Werbeeinnahmen ein.
“Ich vermute, dass der Mai ähnlich sein wird”, sagte der neue Vorstandschef Rainer Beaujean am Donnerstag im Reuters-Interview mit Blick auf den Vormonat. Im April gingen diese Umsätze um rund 40 Prozent zurück. Ob es wieder zu einem so großen Minus komme, sei aber angesichts der jüngsten Lockerungen bei den Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung unklar. Zuletzt gab es positive Zeichen bei Zubuchungen, sagte Beaujean. “Für Juni habe ich überhaupt kein Gefühl.”
Einige Kunden wollten derzeit Werbekampagnen auf das Jahresende verschieben, das für den Konzern der wichtigste Zeitraum sei. Sollten die folgenden Quartale schwach ausfallen, könnte es womöglich ein “massiv starkes” viertes Quartal geben, sagte der seit Ende März amtierende ProSieben-Chef. Dies gleiche aber einem Blick in die Glaskugel. “Das ist absolut unklar.”
ProSieben werde sich noch stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren und den Beitrag aller Unternehmensteile dazu genau unter die Lupe nehmen. Hier könne es auch Verkäufe geben, signalisierte Beaujean. “Wir gucken uns faktisch alles an.” Wegen der Corona-Krise hatte ProSieben den Verkauf der internationalen Produktionssparte der Red Arrow Studios abgeblasen. Nun müsse man erst einmal schauen, wie die US-Studios durch die Krise kämen, sagte Beaujean.
Einen ursprünglich geplanten Börsengang der gesamten Tochter NuCom, die Online-Beteiligungen hält, werde es nicht geben. “Ich glaube, das werden wir nicht machen”, sagte Beaujean. “Wir schauen uns die Einzelassets an.” Hier sei etwa entscheidend, ob ein Unternehmen in Deutschland seine Marktanteile noch verbessern könne. Beaujean stellte in Aussicht, dass die Dating-Sparte nach dem Zusammenschluss mit der in den USA zugekauften Meet-Group an die Börse gebracht werden dürfte.