Berlin (Reuters) - Der Ökonom und Regierungsberater Achim Wambach schlägt eine Art Risiko-TÜV für den Fall großer Bankenfusionen in Europa vor.
Bislang gebe es in der Regulierung dabei eine Art blinden Fleck, kritisierte er im Gespräch mit Reuters. "Wir haben ein Regeldefizit: Wenn eine Fusion zweier Institute das Systemrisiko erhöht, gibt es keine Instanz, die sich das anschaut." Im hypothetischen Fall, dass Deutsche Bank (DE:DBKGn) und Commerzbank (DE:CBKG) zusammengehen würden, käme die Frage auf, ob der Aufbau des Systemrisikos überschaubar wäre.
"Vielleicht sind ja auch die Maßnahmen, die man nach der Finanzkrise getroffen hat, wie die Erhöhung der Eigenkapitalquote bei systemischen Banken, ausreichend, um diesen Aufbau in den Griff zu bekommen", so Wambach. Das sei eine Frage, die man nicht aus dem Stand beurteilen könne: "Für solche Fälle würde ich mir eine ordentliche Untersuchung wünschen."
Im Idealfall müsste die Finanzfusionskontrolle seiner Meinung nach in Europa angesiedelt sein. Die Diskussion über ein Zusammengehen von Deutscher Bank und Commerzbankoder einem anderen europäischen Kreditinstitut hatte zuletzt an Fahrt gewonnen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vermied es jüngst, dazu konkret Stellung zu beziehen. Seiner Meinung nach muss Deutschland aber auch in Zukunft im Banken- und Finanzwesen international mitmischen.
Wambach ist seit April 2016 Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und seit fast drei Jahren Vorsitzender der Monopolkommission. Er gehört auch als Co-Vorsitzender einer Reformkommission an, die bis Herbst für die Bundesregierung konkrete Handlungsempfehlungen zum europäischen Wettbewerbsrecht erarbeiten soll.