Investing.com - Die Renditen von US-Staatsanleihen sind am Freitag deutlich gestiegen und nähern sich allmählich der 5 %-Marke. Die Beschäftigung in der größten Volkswirtschaft der Welt ist im September stärker als erwartet gestiegen, wie die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten zeigen. Der trotz hoher Zinsen robuste Jobmarkt nährt die Befürchtung der Marktteilnehmer, dass die US-Notenbank Fed nun mehr Spielraum für eine weitere Zinserhöhung im Jahr 2023 hat und die Kreditkosten möglicherweise über einen längeren Zeitraum hoch halten wird.
Bis 16.06 Uhr MESZ stieg die Rendite der zinssensitiven 2-jährigen US-Staatsanleihe um 0,08 Prozentpunkte auf 5,102 %, die der 10-jährigen um 0,12 Prozentpunkte auf 4,839 %. Die Rendite 30-jähriger Bonds kletterte um 0,13 Prozentpunkte auf 5,019 %. Sinkt der Kurs der Anleihe, steigt im Gegenzug die Rendite für Käufer.
Dem vielbeachteten Arbeitsmarktbericht des Arbeitsministeriums zufolge ist die Zahl der Stellen außerhalb der Landwirtschaft im vergangenen Monat um 336.000 gestiegen - deutlich mehr als die von Ökonomen geschätzten 170.000. Die Augustzahlen wurden von 187.000 auf 227.000 korrigiert.
Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Monatsvergleich um 0,2% - wie bereits im August. Erwartet wurden plus 0,3%. Die Arbeitslosenquote verharrte konstant bei 3,8 %. Experten hatten hier mit einem leichten Rückgang um 0,1 % gerechnet.
Im Mittelpunkt des Interesses standen in dieser Woche die US-Anleiherenditen, wo die 10-jährigen Renditen infolge einer Reihe von Konjunkturdaten, die auf einen robusten, sich aber allmählich abkühlenden Arbeitsmarkt hindeuteten, auf den höchsten Stand seit 16 Jahren kletterten. Der starke Stellenzuwachs im vergangenen Monat hat die Erwartung genährt, dass die Fed die Zinsen noch in diesem Jahr anheben wird, um die Nachfrage anzukurbeln und den Inflationsdruck einzudämmen.
Erst gestern hatte sich US-Notenbankerin Mary Daly für eine Beibehaltung der Leitzinsen ausgesprochen, allerdings unter der Voraussetzung, dass sich der Arbeitsmarkt abkühlt. Während die Straffung der Finanzierungsbedingungen durch den jüngsten Anstieg der Anleiherenditen die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen reduziere, würde eine Verlangsamung des Inflationsrückgangs eine weitere Straffung der Geldpolitik erfordern, warnte sie.
Ähnlich äußerten sich nach dem Arbeitsmarktbericht einige Analysten, die davon ausgehen, dass der starke Anstieg der Kapitalmarktzinsen ausreicht und die Fed von weiteren Zinserhöhungen absehen wird, um die Inflation in Schach zu halten, die zuletzt aufgrund höherer Öl- und Lebensmittelpreise wieder etwas angezogen hat. So schreibt die ING (AS:INGA): "Die Geldpolitik ist restriktiv genug, und die Fed wird die Zinsen nicht weiter erhöhen, aber die hohe Inflation wird dafür sorgen, dass die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen auf 5 % steigt.
Capital Economics schreibt, dass "die Fed versucht sein könnte, weitere Zinserhöhungen durchzusetzen, wenn die Beschäftigung weiterhin in hohem Tempo zunimmt". Da sich das Lohnwachstum jedoch rapide verlangsamt und der Anstieg der langfristigen Renditen zu einer deutlichen Verschärfung der finanziellen Bedingungen führt, ist das Londoner Forschungsinstitut der Ansicht, dass die Fed mit Zinserhöhungen am Ende ist.