Berlin (Reuters) - Rocket Internet (DE:RKET) lässt sich bei Börsengängen seiner Start-ups nicht in die Karten schauen.
Finanzchef Peter Kimpel nannte am Donnerstag keinen Termin und will dies vor allem vom Kapitalmarktumfeld abhängig machen. Bei Investoren kam derweil gut an, dass die größeren Beteiligungen der Berliner Internet-Holding ihre Verluste weiter drosseln und im ersten Halbjahr den Umsatz spürbar steigerten. Die Rocket-Aktie stieg um gut zwölf Prozent auf ein Vier-Monats-Hoch. Seit Jahresbeginn haben die Papiere jedoch rund ein Viertel verloren. Für Schub sorgte zudem die Ankündigung des Konzerns, das Rückkaufprogramm einer Wandelanleihe um 85 Millionen Euro aufzustocken.
Rockets Geschäftsmodell - das Gründen von Start-ups - schluckt viel Geld, das sich der Konzern über Verkäufe und Börsengänge zurückholen will. Der Kochbox-Anbieter HelloFresh hatte 2015 seinen geplanten Gang auf das Parkett wieder abgesagt. Rocket hat vor rund einem Jahr einen Börsengang binnen 18 Monaten in Aussicht gestellt. "Wir haben noch einige Monate", sagte Kimpel nun dazu. Dies hänge vom Geschäftsverlauf der Unternehmen und vor allem vom Kapitalmarktumfeld ab. "Wir schauen uns an, wo die Märkte stehen und wo unsere Firmen stehen."
Rocket ist auch am Essenslieferdienst Delivery Hero und den Möbelhändlern Westwing und Home24 beteiligt. Banker halten es für unwahrscheinlich, dass einem von ihnen im nächsten halben Jahr der Sprung an die Börse gelingt.
ROCKETS GRÖSSEREN FIRMEN MACHEN OPERATIVE FORTSCHRITTE
Seine größeren Beteiligungen sieht Rocket Internet trotz anhaltender Verluste auf gutem Weg. Im ersten Halbjahr habe sich die Rendite für den bereinigten Gewinn (Ebitda-Marge) in Summe auf minus 17 Prozent von minus 32 Prozent vor Jahresfrist verbessert. Die absoluten Verluste im operativen Geschäft seien von 296 Millionen auf 212 Millionen Euro gesunken. "Unsere wesentlichen Beteiligungen haben weitere Fortschritte auf dem Weg in Richtung Profitabilität gemacht", sagte Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer und bekräftigte die hier gesteckten Ziele. "So gehen wir davon aus, dass mindestens drei unserer wesentlichen Beteiligungen Ende 2017 profitabel sein werden."
Rocket selbst hatte schon Anfang des Monats Zahlen vorgelegt. Der drastische Wertverlust seiner Modehandels-Beteiligungen drückte die Internet-Holding tief in die roten Zahlen. Der Verlust summierte sich im ersten Halbjahr auf 617 Millionen Euro. Allein auf die Global Fashion Group ("GFG"), in der Rocket eine Reihe von Online-Modeläden außerhalb Europas gebündelt hat, musste das Unternehmen 383 Millionen Euro abschreiben. "Wir erwarten keine weiteren Abschreibungen im dritten Quartal", sagte Kimpel.
Die Aktie schnellte vorübergehend auf 21,55 Euro. Beim Börsengang vor zwei Jahren kosteten die Papiere mit 42,50 Euro noch rund doppelt so viel. "Nach dem ganzen Negativen der vergangenen Monate sorgt schon eine relativ kleine positive Nachricht für kräftige Kursgewinne", sagte ein Börsianer.
Finanzchef Kimpel räumte ferner einen Personalrückgang ein, nannte aber keine Details. "Das ist kein großes Thema." Es habe weder Umstrukturierungen noch Sozialpläne gegeben.