(Neu: Aktueller Kurs im zweiten Absatz, Aussagen von Vorstandschef Helmut Retzlaff aus einer Telefonkonferenz zu erwarteten Erholung des Russland-Geschäfts im vierten Absatz.)
BAD VILBEL (dpa-AFX) - Die Rechnung geht auf: Die guten Geschäfte mit Markenprodukten halten den Arzneimittelhersteller Stada (ETR:SAZ) auf Kurs. Mit der Stärkung dieser Produktgruppe durch Übernahmen macht sich der Konzern unabhängiger vom rückläufigen Generikageschäft - das auch in Deutschland im ersten Halbjahr schwach lief. Zudem konnten so auch die aktuellen Turbulenzen auf dem wichtigen russischen Markt aufgefangen werden. Im ersten Halbjahr konnte Stada am Donnerstag ein Umsatzplus melden.
Die Aktie gab bis zum frühen Nachmittag 4,8 Prozent auf 29,345 Euro ab und war damit einer der schwächsten Werte im MDax F:MDAX. Seit der zunehmenden Verschärfung der Ukraine-Krise und dem Konflikt mit Russland verlor das Papier deutlich an Boden. Laut DZ-Bank-Analyst Thomas Maul lastet die fehlende Berechenbarkeit der zukünftigen Entwicklung des Russland-Geschäfts auf der Aktie. Das Unternehmen sei andererseits ein attraktives Übernahmeziel, was die Gefahr von Kursrückgängen verringere.
Stada habe das Markenprodukt-Segment im ersten Halbjahr 2014 durch drei Zukäufe verstärkt, sagte Unternehmenschef Hartmut Retzlaff laut Mitteilung. "Mit dem Ausbau der margenstarken Markenprodukte setzen wir unsere Wachstumsstrategie konsequent fort und machen uns damit gleichzeitig zunehmend vom reglementierten Generika-Bereich - insbesondere im deutschen Markt - unabhängig."
Beim Sorgenkind Russland, das bereits im ersten Quartal wegen der Ukraine-Krise und ihren Folgen auf die russische Wirtschaft schwächelte, brachen die Erlöse wegen des Absturzes der heimischen Währung Rubel um 16 Prozent auf 163 Millionen ein. Ohne Wechselkurseffekte wäre der Rückgang nur zwei Prozent gewesen. Auf seinem zweitwichtigsten Markt rechnet Stada laut Aussagen von Retzlaff zum Jahresende hin mit einer Besserung. In Bezug auf die jüngst beschlossene Verschärfung der Sanktionen gegen Russland sieht Stada derzeit keine unmittelbaren wesentlichen Auswirkungen auf sein Geschäft.
Die Konzernerlöse legten im ersten Halbjahr um vier Prozent auf gut eine Milliarde Euro zu. Der Umsatz mit Nachahmerpillen verringerte sich um zwei Prozent auf knapp 600 Millionen Euro, was vor allem an den Märkten in Deutschland und Russland lag. Der Anteil am Konzernumsatz sank auf 59,7 Prozent (Vorjahr 63,4 Prozent). Beim Umsatz der Markenprodukte wie dem Grippemittel Grippostad verzeichnete Stada ein Plus von 14 Prozent auf fast 400 Millionen Euro. Damit leisteten Markenprodukte einen Beitrag von 38,1 Prozent zum Konzernumsatz (Vorjahr 34,5 Prozent).
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda bereinigt) stieg konzernweit um 10 Prozent auf 208 Millionen Euro. Unter dem Strich sprang der bereinigte Gewinn vor allem aufgrund geringerer Steuern um knapp 30 Prozent auf 90 Millionen Euro. Stada rechnet bei der Bereinigung seiner Zahlen unter anderem Währungseffekte heraus.
Den im März gesenkten Ausblick bestätige Stada. Der Konzern hatte wegen der Krim-Krise seine alte Prognose einkassiert. Das Unternehmen stellt nun ein "leichtes Wachstum" beim Konzernumsatz, bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und beim bereinigten Konzerngewinn in Aussicht. Im vergangenen Jahr hatte der Hersteller der Sonnencreme Ladival oder der Erkältungsmittel Bronchostad mehr als zwei Milliarden Euro umgesetzt und dabei einen bereinigten Gewinn von knapp 161 Millionen Euro erwirtschaftet.tb