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ROUNDUP 2/Siemens zahlt Lehrgeld: Windparks verhageln Jahresprognose

Veröffentlicht am 25.04.2012, 12:18
(Neu: Mehr Details, Aussagen aus Telefonkonferenz, aktualisierter Aktienkurs)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Elektrokonzern Siemens hat sich bei Windparkprojekten in der Nordsee übernommen und muss nun Lehrgeld zahlen: Wegen anhaltender Probleme bei der Anbindung von vier Windparks kappt der Konzern seine Gewinnprognose deutlich. 'Es gab klare Fehler bei uns im Hause', sagte Vorstandschef Peter Löscher am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zu den teuren Verzögerungen bei den Windparks. 'Komplett unterschätzt haben wir die Komplexität dieser Projekte.' Die Anlagen seien viel größer, viel weiter von der Küste entfernt und technisch viel aufwendiger als zum Beispiel die Windparks vor Großbritannien. 'Das ist eine sehr bittere Lehre für uns'.

Statt einem Gewinn von 6 Milliarden Euro aus dem fortgeführten Geschäft rechnet Siemens nun im Geschäftsjahr 2011/2012 (Ende September) nur noch mit einem Überschuss von 5,2 bis 5,4 Milliarden Euro. Analysten hatten damit gerechnet. Die Ziele für den Auftragseingang und den Umsatz bleiben dagegen bestehen. Mittlerweile hat Siemens rund 480 Millionen Euro als Belastung bei den Windparkprojekten gebucht. Der Großteil dürfte damit laut Löscher durch sein. Weitere Belastungen wollte er aber nicht ausschließen. Es gebe aber Obergrenzen für die Haftung sagte, Finanzchef Joe Kaeser.

Auf den Gewinn des zweiten Geschäftsquartals drückte außerdem ein Beteiligungsverlust von 640 Millionen Euro aus dem laufenden Umbau der seit Jahren kriselnden Telefonnetztochter NSN. Hier werden weltweit tausende Stellen abgebaut. 'Wir arbeiten die Probleme konsequent ab', versprach Löscher. 'Für das Geschäftsjahr 2012 sind wir bei Auftragseingang und Umsatz auf Kurs, unsere Ziele zu erreichen'. Siemens hat sich ein Umsatzplus zwischen drei und fünf Prozent und einen Auftragseingang über den Erlösen vorgenommen. Die Vorbereitungen für den Börsengang der Lichttochter im zweiten Halbjahr liefen nach Plan, sagte Löscher. 'Wir warten auf ein Marktfenster'. Die Siemens-Aktie legte nach anfänglichen Verlusten zu. Börsianern zufolge wich die Enttäuschung ob des schwachen Auftragseingangs bald der Erleichterung über die im Rahmen der Erwartungen gekappte Gewinnprognose. Zudem habe die Aktie seit Jahresbeginn bereits kräftig verloren. Das Papier gewann am Mittag 1,56 Prozent auf 70,90 Euro. Der DAX kletterte um 1,37 Prozent.

HOFFNUNG FÜR DAS ZWEITE HALBJAHR

Operativ lief es für den Konzern im Großen und Ganzen rund. Mit Ausnahme des Energie-Geschäfts fielen Umsatz und Gewinn in den einzelnen Sektoren höher aus als gedacht. Der Auftragseingang zwischen Januar und März sank unerwartet deutlich um 13 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro. Hier machten sich fehlende Großaufträge und weniger Geschäfte mit Indien und China bemerkbar. 'Es gibt eine Reihe von Großprojekten, die schon verhandelt, aber noch nicht gebucht sind', machte Finanzchef Joe Kaeser Hoffnung auf ein besseres zweites Halbjahr. Der Umsatz legte wegen des immer noch dicken Auftragspolsters hingegen von 17,8 Milliarden auf 19,2 Milliarden Euro zu. Analysten hatten mit einem weniger starken Plus gerechnet. Der Umbau im Geschäft mit der Gesundheitstechnik fraß an den Gewinnen des Sektors. Im neuen Sektor Infrastruktur & Städte fehlten die Großaufträge für Züge aus dem Vorjahr. Umsatz und Gewinn stiegen indes.

Das Ergebnis der mittlerweile vier Kerngeschäftsfelder Industrie, Energie, Gesundheit, sowie Infrastruktur und Städte, das Siemens als Sektorenergebnis ausweist, brach von 3,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,93 Milliarden Euro ein. Im Vorjahr hatte Siemens allerdings auch einen Sondererlös von 1,5 Milliarden Euro aus dem Verkauf seines Anteils an Areva verbucht. Unter dem Strich standen nach 2,8 Milliarden Euro vor einem Jahr nur noch 1,02 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einem Rückgang in dieser Größenordnung gerechnet. Der Wettbewerb gerade bei den Großprojekten habe sich intensiviert, sagte Kaeser. Aber auch der Geschäftsbereich Transformatoren und Hochspannungsschaltanlagen leide unter dem Preiskampf. 'Das Geschäft bei den Transformatoren ist durch Überkapazitäten und aggressive Wettbewerber gekennzeichnet.' Diese kämen vor allem aus China und Korea. 100 Millionen Euro hat Kaeser für Anpassungen in dem Geschäft einkalkuliert. Nähere Details wie Auswirkungen auf Standorte wollte er nicht nennen.

KONKURRENTEN

Auch der Schweizer Siemens-Konkurrent ABB zeigte sich wie Siemens nach dem Jahresauftakt vorsichtiger und erwartet trotz eines Umsatz- und Gewinnanstiegs im vergangenen Quartal für das Gesamtjahr maximal noch ein leichtes Umsatzwachstum. Dafür konnte ABB den Auftragseingang stabil halten. Der US-Rivale General Electric (GE) hingegen überraschte ebenso wie die niederländische Philips positiv. GE, das etwa bei Gasturbinen, Windkraftanlagen, medizinischen Apparaten oder Zügen im Wettbewerb mit den Deutschen steht, verbuchte dank des Industriegeschäfts ein kräftiges Plus bei den Aufträgen. Philips, Konkurrent bei der Medizintechnik und im Lichtgeschäft, schaffte einen unerwarteten Gewinnsprung. Dahinter stecken zwar zum großen Teil einmalige Sondereffekte, aber auch ein Umbauprogramm, das erste Früchte trägt. Zudem florierte das Geschäft mit Medizintechnik./stb/stk

--- Von Stefan Bauer, dpa-AFX ---

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