BRÜSSEL/STUTTGART (dpa-AFX) - Der europäische Automarkt kommt langsam aus der Krise. 2014 wurden in Europa erstmals seit Jahren wieder mehr Fahrzeuge verkauft, wie der Branchenverband Acea am Freitag in Brüssel mitteilte. Demnach wurden mit rund 12,5 Millionen Stück 5,7 Prozent mehr abgesetzt als im Vorjahr. Zuletzt hatte es 2007 ein Verkaufsplus gegeben.
Den größten Anstieg verzeichnete 2014 Spanien mit 18,4 Prozent. Auch Großbritannien entwickelte sich mit einem Plus von 9,3 Prozent überdurchschnittlich. Schlechter als der Gesamtmarkt schnitten Italien (plus 4,2 Prozent), Deutschland (plus 2,9 Prozent) und Frankreich (plus 0,3 Prozent) ab.
"Der europäische Absatzmarkt hat zwar die Talsohle hinter sich gelassen, verlässt aber nur langsam den Krisenmodus", sagte Autoexperte Peter Fuß vom Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) in Stuttgart. Hauptgründe für die leichte Erholung seien neben zahlreichen neuen Modellen auch hohe Rabatte, günstige Finanzierungsmöglichkeiten sowie staatliche Anreize gewesen. Er rechne 2015 aber mit einer Abschwächung dieses Wachstums. Bremsend dürften sich demnach Krisen wie etwa in der Ukraine auswirken.
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) zeigte sich angesichts der Zuwächse in Europa für 2015 nur verhalten optimistisch. "Für Westeuropa rechnen wir lediglich mit einem geringen Plus von 2 Prozent, die Entwicklung in den einzelnen EU-Staaten wird auch 2015 recht unterschiedlich sein", betonte VDA-Präsident Matthias Wissmann.
Die Verkäufe dominiert hätten zuletzt die beiden Riesenmärkte China und USA. Im Dezember sei allein der chinesische Markt um fast ein Fünftel gestiegen, auch das Wachstum in den USA sei mit einem Plus von 11 Prozent "rasant" gewesen. Wissmann: "Auch 2015 werden der chinesische und der US-amerikanische Markt weiter zulegen." Die Zuwachsraten dürften aber ebenfalls etwas niedriger ausfallen.
Unter den deutschen Herstellern glänzte auf dem europäischen Automarkt zuletzt die Volkswagen (XETRA:VOW3)-Gruppe mit einem überdurchschnittlichen Plus von 7,2 Prozent. Mit gut 3 Millionen verkauften Autos und einem leicht höheren Marktanteil von 25,4 Prozent waren die Wolfsburger europaweit Spitzenreiter.
BMW (XETRA:BMWG) verzeichnete nur einen unterdurchschnittlichen Absatzanstieg von 4,6 Prozent. Mit knapp 800 000 verkauften Fahrzeugen lag der Marktanteil der Münchner bei unveränderten 6,4 Prozent. Der Rivale Daimler (XETRA:DAIGn) legte beim Absatz zwar um 3,5 Prozent auf gut 680 000 Autos zu. Der Marktanteil sank aber leicht auf 5,4 Prozent.