MÜNCHEN (dpa-AFX) - Probleme in China, der wieder erstarkte Erzrivale Mercedes-Benz (XETRA:DAIGn) und höhere Kosten für Forschung und Entwicklung haben den erfolgsverwöhnten Autobauer BMW (XETRA:BMWG) im zweiten Quartal belastet. Der Gewinn vor Steuern fiel um 2,7 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro, wie der Konzern am Dienstag in München mitteilte. Der 18-prozentige Gewinnrückgang im Kerngeschäft, der Produktion und dem Verkauf von Autos, konnte dabei nur zum Teil durch ein besseres Ergebnis in der Finanz- und Motorradsparte ausgeglichen werden.
Der Umsatz zog dank des schwachen Euro und eines gestiegenen Absatzes deutlich an. Er legte um ein Fünftel auf 23,9 Milliarden Euro zu. Der Konzern bestätigte die Prognosen. "Wir streben 2015 bei den Auslieferungen und dem Konzernergebnis vor Steuern weiterhin solide Zuwächse auf jeweils neue Bestmarken an", sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Rückenwind erhofft sich BMW von neuen Modellen. Der neue 7er, das Flaggschiff des Konzerns, kommt im Herbst auf den Markt.
AKTIE ENTFERNT SICH IMMER WEITER VOM REKORDHOCH
Die im Dax (DAX) notierten BMW-Vorzugsaktien verloren nach den Zahlen deutlich an Wert. Die Papiere fielen in den ersten Handelsminuten 2,4 Prozent auf 89,81 Euro und bauten damit die Verluste seit dem Mitte März erreichten Rekordhoch von 123,75 Euro auf rund 27 Prozent aus. Experten stieß vor allem der starke Gewinnrückgang im Autogeschäft sauer auf. Die Marge - also das, was vom Umsatz als Ergebnis hängenbleibt - von 8,4 Prozent sei enttäuschend, sagte ein Händler.
Eichiner versuchte erneut die Sorgen über nachhaltige Probleme in China zu dämpfen. "Wir haben schon lange auf eine bevorstehende Normalisierung des China-Geschäfts hingewiesen. Aber mittel- und langfristig bleiben wir vom Wachstumspotenzial des chinesischen Markts überzeugt. Dafür sprechen die vergleichsweise niedrige Motorisierungsrate, die gut ausgebaute Infrastruktur sowie die hohe Markenaffinität der dort weiterhin wachsenden Mittelschicht."
BMW WILL GRÖSSTER PREMIUMHERSTELLER BLEIBEN
Ähnlich hatte sich bereits der seit kurzem amtierende Vorstandschef Harald Krüger am Wochenende in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" geäußert. Nach einem Absatzrückgang im Juni hatte der chinesische Autoverband vor kurzem die Prognose für das Wachstum gesenkt. Es wird jetzt nur noch mit einem Absatzplus von drei Prozent gerechnet.
Für BMW ist der Markt in China besonders wichtig, da sich vor allem dort der Kampf um die Krone des weltweit größten Herstellers von sogenannten Premiumfahrzeugen entscheiden wird. Noch hat BMW hier die Nase vorne, aber die Daimler-Marke Mercedes-Benz holte zuletzt stark auf. Der Erzrivale aus Stuttgart profitierte dabei zuletzt paradoxerweise davon, dass er lange Zeit das Geschäft in China verschlafen hat und jetzt Aufholpotenzial hat.