WIESBADEN (dpa-AFX) - Das neue Jahr ist keine zwei Monate alt, da hat es der Kohlenstoffspezialist SGL Carbon (ETR:SGL) für sich schon so gut wie abgeschrieben. Nach heftigen Einbrüchen beim operativen Gewinn im vergangenen Jahr werde es 2014 schwierig, selbst dieses maue Ergebnis wieder zu erreichen, warnte das im MDax (ETR:MDAX) notierte Unternehmen am Donnerstagabend. Zudem streicht der Konzern den Aktionären die Dividende. Der Aktienkurs sackte am Freitagvormittag um fast sieben Prozent ab, Analysten und Händler waren vom Ausblick enttäuscht.
Vor allem der anhaltende Preisdruck im wichtigen Geschäftsfeld mit Graphitelektroden führte zu der trüben Einschätzung. Selbst wenn sich die Lage in den anderen Geschäftsfeldern wie erwartet verbessert, dürfte dies die Rückgänge bei den Kathoden dem Vorstand zufolge nicht ganz ausgleichen.
Für 2013 rechnet SGL mit drastischen Rückgängen beim Gewinn im operativen Geschäft. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte nun etwa 60 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 240 Millionen Euro liegen. Im Juni hatte das Unternehmen bereits einen Rückgang um 50 bis 60 Prozent angekündigt. Unter dem Strich dürfte nun ein Verlust von fast 400 Millionen Euro stehen. Ein Großteil des Fehlbetrags stamme allerdings aus dem Spar- und Umbauprogramm, sagte ein Sprecher. Mit diesem sollen bis Ende kommenden Jahres die Kosten um 150 Millionen Euro gesenkt werden.
Zunächst aber verursacht der Umbau Kosten - etwa für die Schließung zweier Werke in Italien und Kanada. Damit will der Konzern seine Kapazität für Graphitelektroden drastisch reduzieren. Die Elektroden werden in der Elektrostahlherstellung eingesetzt. Konkurrenten aus China und Indien drückten sie zunehmend zu Niedrigpreisen in den Markt, lautet die Klage aus Wiesbaden.
SGL hat derzeit in allen drei Geschäftsfeldern zu kämpfen. Im Geschäft mit Graphitspezialitäten schwächelt die Nachfrage bei den Kunden aus der Solar-, Halbleiter- und LED-Industrie weiterhin und bei den Karbonfasern sind die Kapazitäten immer noch wesentlich größer als die Nachfrage.
Immerhin gab es in diesem mit vielen Hoffnungen verbundenen Geschäft Anfang der Woche einen Lichtblick. Der Joint-Venture-Partner BMW plant weitere Autos, bei denen der leichte Werkstoff Karbon eingesetzt werden soll. Auch wegen der vielen Bestellungen für die i3- und i8-Wagen soll nun beim Gemeinschaftsunternehmen SGL Automotive Carbon Fibers die Produktion erweitert werden.br