FRANKFURT (dpa-AFX) - Beim Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA (XETRA:MRK) hinterlässt der scheidende Vorstandsvorsitzende Karl-Ludwig Kley seinem Nachfolger Stefan Oschmann ein gut bestelltes Haus. Nach einem starken Wachstum 2015 hat sich das Darmstädter Unternehmen für das laufende Jahr zweistellige Steigerungen bei Umsatz und operativem Gewinn vorgenommen. Alle Geschäftsbereiche seien gut in das neue Jahr gestartet, sagte Kley am Freitag bei der Hauptversammlung des Unternehmens, aus dem er sich nach 10 Jahren zurückzieht.
Eine detailliertere Prognose kündigte Kley für den 19. Mai an, wenn Merck seine Zahlen für das erste Quartal vorlegen will. Für die Pharmasparte kündigte er zwei Zulassungsanträge an, einen davon für den immunonkologischen Produktkandidaten Avelumab. Der Antikörper soll das menschliche Immunsystem im Kampf gegen Tumore wappnen. Zuerst könnte die Zulassung für eine seltene Hautkrebsform gelingen und 2017 erste Umsätze bringen.
Im Laborgeschäft integriert Merck seinen mit 17 Milliarden US-Dollar bisher teuersten Zukauf, den Ausrüster Sigma-Aldrich. "Die bis 2018 geplanten Einsparungen und Synergien von 260 Millionen Euro werden wir abliefern", sagte Kley. Im Displaygeschäft will Merck seine Marktführerschaft sichern, dabei soll das Geschäft mit Flüssigkristallen sowie neue Technologien wie etwa organische Leuchtdioden, so genannte OLEDs, helfen. Anders als im Vorjahr sei 2016 aber mit leicht negativen Währungseffekten zu rechnen.
Unter Kley hat sich Merck in den vergangenen zehn Jahren gewandelt und erneuert. Übernahmen im Volumen von insgesamt 31 Milliarden Euro gingen über die Bühne. Dazu gehörte etwa 2007 die Übernahme des Schweizer Biotech-Unternehmens Serono, im Gegenzug trennte sich Merck von seinem Generika-Geschäft. 2010 kam der US-Laborausrüster Millipore dazu, der das Laborgeschäft der Darmstädter wesentlich stärkte.
Der Aufsichtsrat dankte Kley für seine Arbeit bei Merck. Er habe seit seinem Amtsantritt 2007 "Hervorragendes" geleistet, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Büchele. "Mit ihm verlässt ein großer deutscher Wirtschaftsführer Merck", sagte er. Kley wird künftig weiter in mehreren Aufsichtsräten aktiv sein, unter anderem wird er vom Sommer an den Vorsitz im Aufsichtsrat beim Energiekonzern Eon (ETR:EOAN) übernehmen.
Kley bedankte sich bei Mitarbeitern, Kunden und Aktionären. An die Adresse der Familie Merck, die rund 70 Prozent des Gesamtkapitals am Unternehmen hält, sagte er, der Umbau des Unternehmens sei ohne den Rückhalt der Familie nicht möglich gewesen. "Mit meinem Nachfolger Stefan Oschmann habe ich in den vergangenen Jahren hervorragend zusammengearbeitet. Ich weiß das Unternehmen bei ihm in guten Händen", sagte Kley. Oschmann kam 2011 von der US-Namensschwester Merck (MSD) zu den Darmstädtern und verantwortete das Pharmageschäft. Zuletzt war er Kleys Stellvertreter. Der Wechsel an der Konzernspitze stand seit Oktober fest.