KÖLN (dpa-AFX) - Der Motorenbauer Deutz (XETRA:DEZG) steckt wegen schleppender Geschäfte in Schwierigkeiten. Die Kölner kündigten am Dienstagabend nach Börsenschluss an, dass sie weder bei Umsatz noch beim Gewinn ihre Prognose fürs laufende Jahr erreichen würden. Wegen eines sehr verhaltenen Geschäfts im laufenden Quartal und der dürftigen Auftragslage rechnet das Management jetzt mit einem Umsatzrückgang um rund ein Fünftel von den 1,53 Milliarden Euro des Vorjahres, wie es in der Mitteilung des Unternehmens heißt. Bislang hatte sich Deutz lediglich auf einen Rückgang in Höhe von rund 10 Prozent eingestellt. Die Prognose für das kommende Jahr wurde ebenfalls kassiert.
Die Aktie rutschte am Mittwochmorgen nach Börsenbeginn um mehr als 26 Prozent Prozent in den Keller. Am Markt sei bisher mit Ergebnissen in Höhe des aktuellen Ausblicks gerechnet worden, sagte ein Händler, der die Nachrichten als stark negativ einstufte. Deutliche Korrekturen der Schätzungen von Analysten seien jetzt zwangsläufig.
KUNDEN SITZEN AUF VOLLEN LAGERN
Ausgelöst hatte die Misere eine neue Abgasverordnung der Europäischen Union - deshalb hatten viele Kunden ihre Bestellungen im vergangenen Jahr vorgezogen. Nun säßen mehrere europäische Unternehmen auf Lagerbeständen, die langsamer als erwartet abgebaut würden, hieß es. Die Flaute bei den sogenannten Vorbaumotoren ziehe sich damit wohl länger hin als ursprünglich gedacht, sagte ein Sprecher. Das im SDax (SDAX) notierte Unternehmen traut sich nun auch keine Prognose für das Folgejahr mehr zu. 2016 sollte sich die Nachfrage mit einem Umsatzwachstum von mehr als 10 Prozent eigentlich wieder normalisieren.
Auch beim Ergebnis machen sich die trüberen Aussichten bemerkbar. Für 2015 kalkuliert Deutz nur noch mit einer Null beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit). Bislang war vor Einmaleffekten eine Ebit-Marge von drei Prozent erwartet worden nach 2,1 Prozent im Vorjahr. Für 2016 hatte Vorstandschef Helmut Leube zuvor eine nochmals deutliche Verbesserung der Profitabilität in Aussicht gestellt.
REAKTION AUF FLAUTE NOCH OFFEN
Nun prüft das Unternehmen, ob "weitere Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung" ergriffen werden müssen. Welche Maßnahmen das sein könnten, ist nach Angaben des Sprechers noch nicht klar. Man habe es derzeit mit einer ausgesprochenen Marktschwäche zu tun. Aktuell ist der Konzern ohnehin dabei, den Standort Köln-Deutz bis Ende 2016 zu räumen, zudem werden am Standort Ulm Produktionskapazitäten zusammengelegt. In China verkauft das Unternehmen momentan Anteile an einem Gemeinschaftsunternehmen, um sich auf die geringere Nachfrage im Markt einzustellen.
Deutz hatte mit rückläufigen Geschäften bereits gerechnet und sich auf eine Umsatzdelle eingestellt. Der schwache Euro und ein eingeleiteter Sparkurs gaben dem Unternehmen aber Rückenwind, so dass zu Jahresbeginn der Gewinn sogar beträchtlich gestiegen war.