SALZGITTER (dpa-AFX) - Der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller Salzgitter (ETR:SZG) sieht noch kein Ende seiner Durststrecke. Das Unternehmen deutete am Freitag an, dass 2014 das dritte Verlustjahr in Folge werden dürfte. Das Vorsteuerergebnis werde sich nach dem hohen Fehlbetrag 2013 lediglich in die Nähe der Gewinnschwelle (Break Even) bewegen. Der Vorstand rechnet dabei mit einer 'überschaubaren konjunkturellen Erholung von Mengen und Erlösen' und einem weiter hart umkämpften Markt.
Im vergangenen Jahr war der Konzern tief in die roten Zahlen gerutscht. Vor Steuern stand ein Fehlbetrag von 478 Millionen Euro nach einem Verlust von 29 Millionen Euro 2012. Hauptgrund waren hohe Abschreibungen auf die verlustreiche Tochter Peiner Träger und die Kosten für das eingeleitete Sparprogramm. Hinzu kam der hohe Preisdruck in der Branche. Salzgitter kann seinen Stahl oft nur mit Verlusten verkaufen.
Der Umsatz sackte auch wegen der extrem schwachen Auftragslage im Röhrengeschäft um gut elf Prozent auf 9,2 Milliarden Euro ab. Unter dem Strich stand schließlich ein Verlust von 490 Millionen Euro nach einem Minus von 100 Millionen Euro vor einem Jahr.
Die Niedersachsen hatten sich ursprünglich für 2013 die Rückkehr in die schwarzen Zahlen vorgenommen. Doch das Ziel mussten sie schon im Frühjahr ad acta legen. Schließlich entschieden sie sich im Laufe des Jahres zu einem harten Schnitt. Der Vorstand boxte ein Sparprogramm durch, dem 1500 der 25 000 Stellen zum Opfer fallen. Es soll langfristig den Gewinn um 200 Millionen Euro verbessern. Zunächst kostet der Sparkurs aber Geld - etwa für die fälligen Abfindungen.
Zudem nahm Salzgitter hohe Abschreibungen auf ihre Krisen-Tochter Peiner Träger vor, die Stahl für die Baubranche herstellt. Das Geschäft liegt seit dem Ende des Immobilienbooms in Südeuropa am Boden, weil sich die Preise nicht erholt haben. Im Zuge des Sparprogramms reduziert der Konzern allein in Peine die Zahl der Arbeitsplätze um ein Viertel auf 800.
Salzgitter verfügt aber offenbar über die nötigen Reserven, um die Durststrecke zu meistern. Mit einer Eigenkapitalquote von fast 40 Prozent und einem Nettofinanzguthaben von 300 Millionen Euro steht der Konzern im Branchenvergleich stabil da.
Salzgitter leidet seit langem unter dem hohen Preisdruck in der Branche, während die Rohstoffkosten wegen des anhaltenden Booms in China lange hoch blieben. Im dritten Quartal kam dann noch ein nicht einkalkulierter Schaden an einem Hochofen hinzu. Die Röhrensparte litt dazu mangels Aufträgen unter erheblicher Unterbeschäftigung. Zudem belastete zuletzt der Verlust des Kupferherstellers Aurubis (ETR:NDA), an dem Salzgitter mit 25 Prozent beteiligt ist.
Nun hofft der Vorstand, dass zumindest das Schlimmste hinter dem Konzern liegt. Die Aussichten für die Stahlbranche haben sich auch etwas aufgehellt. Davon dürfte etwa die Handelssparte des Konzerns profitieren. Bei Salzgitter macht zudem ein lang ersehnter Großauftrag für die Röhrensparte Mut. Die 50-Prozent-Beteiligung Europipe wird zwei Drittel der Röhren für die Gaspipeline South Stream durch das Schwarze Meer liefern. Auch wenn dieser allein nach Einschätzung von Analysten nicht reicht, um in der Röhrensparte wieder Gewinne zu schreiben, sichert die Bestellung aber zumindest die Auslastung der Röhrensparte für rund ein Jahr.
Zu einer kleinen Erfolgsgeschichte hat sich derweil die Technologiesparte bei Salzgitter entwickelt. Zu dieser gehört etwa der Anlagenbauer Klöckner-Werke. Der Bereich soll in diesem Jahr seine Gewinne ausbauen. Bei Salzgitter gilt die Sparte als Beleg dafür, dass der Konzern restrukturieren kann. Das Segment hatte jahrelang Verluste geschrieben, ehe ein hartes Sparprogramm griff.br