MADRID (dpa-AFX) - Die spanische Großbank BBVA (BME:BBVA) geht nun aufs Ganze und setzt auf eine feindliche Übernahme der heimischen Branchenkollegin Banco Sabadell . Zuvor war sie mit dem Versuch abgeblitzt, das Banco Sabadell-Management einvernehmlich mit ins Boot zu holen. BBVA bietet laut einer Mitteilung vom Donnerstag je eine neu auszugebende eigene Aktie für jeweils 4,83 Papiere der Banco Sabadell. Das entspreche umgerechnet einem Preis von 2,12 Euro je Anteilsschein. Damit ähnelt das Angebot dem zuvor abgelehnten, das Sabadell mit rund 12 Milliarden Euro bewertet hatte. Die spanische Regierung sprach sich gegen die Übernahme aus. Die BBVA-Aktien rutschten fünf Prozent ab, Sabadell-Papiere gewannen fast vier Prozent.
In der vergangenen Woche hatte Spaniens zweitgrößte Bank BBVA überraschend nach 2020 einen erneuten Versuch gestartet, Banco Sabadell zu übernehmen. Die Sabadell-Aktionäre hätten angesichts des Angebots einen Anteil von 16 Prozent an der neuen BBVA gehabt. An diesem Montag hatte die Banco Sabadell das Angebot aber zurückgewiesen. Der Verwaltungsrat habe entschieden, dass die Details des Angebots nicht im besten Interesse der Bank und deren Aktionäre sei, hatte das Institut mitgeteilt.
BBVA-Chef Carlos Torres schrieb in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief datiert auf den 5. Mai an Sabadell-Vorsitzenden Josep Oliu, er könne das Angebot nicht verbessern. Als Begründung nannte er den Kursrutsch der BBVA-Aktien nach Bekanntwerden der Offerte, den er als Warnsignal wahrnimmt. Seitdem Ende April erstmals Gerüchte über den Übernahme-Versuch aufkamen, haben sich die Papiere um über 10 Prozent verbilligt.
Sollte die nun gestartete feindliche Übernahme gelingen, würde ein Kreditinstitut mit einem Vermögen von mehr als einer Billion Euro und einem Marktwert entstehen, der nahe an der derzeitigen Bewertung des spanischen Branchenprimus Santander (BME:SAN) von rund 75 Milliarden Euro herankommt. Es wäre die erste feindliche Übernahme im spanischen Bankwesen seit den 1980er-Jahren.
Vom spanischen Wirtschaftsministerium hieß es, der Deal könnte sich nachteilig auf das heimische Finanzsystem auswirken. Die Politik sorgt sich offenbar insbesondere um die verstärkte Konsolidierung mit negativen Folgen für Beschäftigte und Finanzdienstleistungen. Der Staat habe das letzte Wort bei dem Vorhaben, hieß es.
In der europäischen Finanzbranche wird seit Jahren über die Notwendigkeit größerer Zusammenschlüsse diskutiert. Das Bankwesen ist durch Tausende kleinere und regionale Kreditgeber stark fragmentiert. Zudem gibt es beispielsweise keine gemeinsame Einlagensicherung in der EU.
Analysten von Oddo BHF zeigten sich von dem Schritt der BBVA überrascht. Sie hätten den Schritt für möglich, aber unwahrscheinlich erwartet. Sollte die feindliche Übernahme scheitern, dürfte es ihrer Meinung der letzte Versuch gewesen sein.