KOBLENZ/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Mit einem Streik zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts verstärkt die Gewerkschaft Verdi den Druck auf den Online-Händler Amazon (NASDAQ:AMZN) (XETRA:AMZn). Beide Seiten machten unterschiedliche Angaben zur Beteiligung an der Arbeitsniederlegung im Logistikzentrum Koblenz. Verdi verlangt den Abschluss eines Tarifvertrags für die rund 10 000 Mitarbeiter in Deutschland, der sich an den Vereinbarungen für den Einzel- und Versandhandel orientiert.
Rund 150 Beschäftigte hätten mit Beginn der Nachtschicht um 00.00 Uhr die Arbeit niedergelegt, sagte der Verdi-Gewerkschafter Marko Bärschneider in Koblenz. Amazon sprach hingegen von weniger als 50 Streikenden mit Beginn der Frühschicht und erklärte, die Arbeitsniederlegung habe keinerlei Einfluss auf die Einhaltung der den Kunden zugesagten Liefertermine. Der Ausstand in Koblenz, wo insgesamt etwa 1800 Menschen beschäftigt sind, soll bis Donnerstag fortgesetzt werden. Zuletzt hatten die Beschäftigten in Koblenz im September gestreikt, in diesem Monat wurde auch am Standort Leipzig zeitweise die Arbeit niedergelegt. In Deutschland betreibt Amazon neun Logistikzentren, in Koblenz werden Bücher und andere Produkte auf einer Fläche von 17 Fußballfeldern gelagert und zu den Online-Kunden ausgeliefert. "Die Amazon-Geschäftspolitik zerstört langfristig auch den lokalen Einzelhandel vor Ort", sagte Bärschneider. "Der Wettbewerb wird nur über die Löhne ausgetragen, das darf nicht sein." Die Amazon-Sprecherin sagte, die Löhne des Unternehmens bewegten sich am oberen Ende des Rahmens für vergleichbare Tätigkeiten. Amazon erhalte immer wieder positive Rückmeldungen der Arbeitsagentur, etwa zur Beschäftigung von Schwerbehinderten. Amazon sei nicht zum Abschluss eines Tarifvertrags bereit. Das Unternehmen zeige, dass man auch ohne Tarifvertrag ein fairer Arbeitgeber sein könne.