PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Positive Wirtschaftsdaten aus China und Meldungen über eine Waffenruhe in der Ostukraine haben am Mittwoch die Börsen Europas beflügelt. Den wichtigsten britischen Index "Footsie" trieb dies zeitweise bei etwas mehr als 6898 Punkten sogar auf den höchsten Stand seit Januar 2000. Schwächelnde Wirtschaftsdaten aus der Eurozone hatten kaum Einfluss, zumal EZB-Präsident Mario Draghi kürzlich erneut - falls notwendig - weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur in Aussicht gestellt hatte.
Der EuroStoxx 50 F:SX5E beendete den Handel mit plus 1,21 Prozent auf 3218,84 Punkten. Der Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) ging nach seinem am Vormittag erreichten Hoch schließlich mit einem Aufschlag von 0,65 Prozent bei 6873,58 Punkten aus dem Tag. Der Pariser Cac 40 (PSE:PCAC) legte um 0,99 Prozent auf 4421,87 Punkte zu.
"Am Morgen waren die europäischen Märkte vor allem gestiegen, nachdem die Daten zum chinesischen Dienstleistungssektor positiv überrascht hatten", sagte Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK. "Nach dem Neunjahrestief einen Monat zuvor, kam es im August nun zu einer deutlichen Wende."
Als später Meldungen kamen, dass der ukrainische Präsident Petro Poroschenko mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin eine dauerhafte Waffenruhe im Konfliktgebiet Donbass vereinbart habe, habe dies den Börsen weiteren Auftrieb beschert. "Es ist aber immer gesund, bei solcherlei Meldungen eine gewisse Skepsis zu bewahren", warnte Hewson und verwies auf das Dementi Russlands. Eine solche Waffenruhe könne nicht vereinbart werden, da Russland an dem Konflikt nicht beteiligt sei, hieß es.
Aus Branchensicht favorisierten die Aktienanleger am Mittwoch den Autosektor: Im Stoxx Europe 600 (DJX:SXXP) stieg dieser Subindex (DJX:SXAP) um 1,83 Prozent. Stark zeigte sich auch der Index für die Banken (DJX:SX7P) mit plus 1,36 Prozent. Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Bewertung der Universalbanken aus der Europäischen Union (EU) mit der Einschätzung "Positive" gestartet. Dagegen gab der Index für die Rohstoffwerte (DJX:SXPP) am Ende des Branchentableaus 0,15 Prozent ab.
Unter den Einzelwerten stachen LVMH (PSE:PMC) (FSE:MOH) mit plus 2,89 Prozent heraus. Der Luxusgüterkonzern will seinen Anteil am Konkurrenten Hermes abgeben und so einen seit vier Jahren schwelenden Streit beenden. An der Spitze des Leitindex der Eurozone legten die Aktien von Enel (AFF:ENEL) (FSE:ENL)um 3,50 Prozent zu. Eni F:ENI (FSE:ENI) stiegen um 1,26 Prozent. Zwar wird Italien weiter staatseigene Unternehmen privatisieren, doch der Verkauf von staatlichen Anteilen an Energieunternehmen habe dabei keine Priorität, berichtete die italienische Finanzzeitung "Il Sole 24Ore".
An der "Footsie"-Spitze gewannen die Papiere der Ashtead Group (ISE:AHT), eines Vermieters von Baugeräten, nach starken Gewinnen im ersten Geschäftsquartal und einer angehobenen Jahresprognose 3,60 Prozent. Die Titel der Booker Group (ISE:BOK) büßten im FTSE-250-Index 6,87 Prozent ein, nachdem der deutsche Handelskonzern Metro F:MEO seine Beteiligung am britischen Großhändler verkauft hat.