PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Kräftig anziehende Ölpreise haben am Mittwoch den europäischen Börsen etwas Auftrieb gegeben. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann am Ende 0,43 Prozent auf 3051,61 Punkte, nachdem sich das Opec-Ölkartell in Wien auf eine konkrete Umsetzung einer ersten Förderkürzung seit 2008 einigen konnte. Den von der US-Wahl und dem überraschenden Sieg von Donald Trump geprägten November hat der Index aber dennoch mit einem kleinen Abschlag beendet. Im Vergleich zum Vormonat gab der Leitindex der Eurozone um 0,12 Prozent nach.
Der FTSE 100 (ISE:UKX) schloss zur Wochenmitte in London nur knapp mit 0,17 Prozent im Plus bei 6783,79 Punkten, obwohl er von kräftigen Kursgewinnen im Ölsektor gestützt wurde. In Italien setzte der FTSE MIB seinen jüngsten Erholungstrend mit einem Zugewinn von mehr als 2 Prozent fort. Für den französischen Cac-40-Index (CAC 40) ging es außerdem um 0,59 Prozent auf 4578,34 Punkte nach oben. Mit einem Anstieg um 1,5 Prozent war er im Monatsvergleich unter den großen regionalen Indizes eine positive Ausnahme. Die Märkte in Großbritannien und Italien dagegen haben seit Ende Oktober um 2,45 und 1,14 Prozent nachgegeben.
Die Ölpreise zogen infolge der Opec-Einigung kräftig an. Mit einem gesenkten Limit will das Ölkartell in den kommenden sechs Monaten 1,2 Millionen Barrel pro Tag weniger produzieren. Ein Fass der US-Sorte WTI kostete am Mittwoch etwa 8,5 Prozent mehr als am Vortag, was den europäischen Öl- und Gasaktien Rückenwind gab. Der Sektor legte daraufhin 3,39 Prozent zu. Eni (MILAN:ENI) (XETRA:ENI) führten im EuroStoxx die Gewinnerliste mit fast 4 Prozent Plus an. Für Shell (DE:RDSa) (ETR:R6C) (ASX:RDSA) (ISE:RDSA) und BP (LON:BP) (FSE:BPE5)
Aktien aus dem Bankensektor präsentierten sich europaweit freundlich. Während die Papiere von französischen und italienischen Instituten auf einem deutlichen Erholungskurs blieben, entwickelten sich einige britische Bankaktien wegen des jüngsten Stresstests eher unterdurchschnittlich. Durchgefallen ist dabei nur die überwiegend verstaatlichte Royal Bank of Scotland (FSE:RYS) (ISE:RBS) (ISE:RBS) (FSE:RYS), deren Papiere sich mit mehr als 2 Prozent auf Talfahrt begaben.
Intesa Sanpaolo (ETR:IES) (MILAN:ISP), Societe Generale (PA:SOGN) (PSE:PGLE) (FSE:SGE) und ING (ASX:INGA) (FSE:INN) verzeichneten dagegen deutliche Aufschläge zwischen 1,7 und 2,9 Prozent. In Italien zogen außerdem die Aktien der Monte dei Paschi di Siena (BMPS) (MILAN:BMPS) (FSE:MPI) die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Weil die angeschlagene Traditionsbank Kreisen zufolge direkte Staatshilfen beantragen könnte, falls die derzeitige Geldsuche scheitert, ging es für die Papiere um 5,68 Prozent nach oben.
Zudem zog eine Neuauflage von Fusionsverhandlungen in der Industriegase-Branche die Blicke der Anleger auf sich. Aktien von Air Liquide (PA:AIRP) (PSE:PAI) (XETRA:AIL) (XETRA:AIRG) profitierten im EuroStoxx mit plus 1,30 Prozent davon, dass dem deutschen Konkurrenten Linde (XETRA:LING) ein überarbeiteter Fusionsvorschlag des US-Wettbewerbers Praxair (NYSE:PX) (FSE:PXR) vorliegt. "Überarbeitet kann eigentlich nur bedeuten, dass der Vorschlag seitens der Amerikaner verbessert wurde", sagte ein Börsianer.
In Zürich blieben die Aktien von Actelion im Mittelpunkt. Sie schlossen mit rund 6 Prozent im Minus, nachdem ein Medienbericht die Runde machte, wonach das Schweizer Biotech-Unternehmen eine Komplettübernahme durch den US-Konzern Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) (XETRA:JNJ) ablehne. In dem Bericht war vom alternativen Vorschlag einer Veräußerung von Geschäftsteilen die Rede.