PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Konjunkturdaten aus Europa und den USA haben an den meisten Aktienmärkten in Europa am Dienstag für Gewinne gesorgt. "Schwache Daten rufen nach Wirtschaftsstimuli", sagte Marktanalyst Jasper Lawler von CMC Markets UK. Der EuroStoxx 50 F:SX5E schloss mit plus 1,22 Prozent bei 3225,93 Punkten und machte seine Vortagesverluste vom Wochenstart mehr als wett. Im Monat September, der statistisch gesehen als schlechtester Börsenmonat gilt, legte der Leitindex der Eurozone zudem um 1,7 Prozent zu. Im abgelaufenen Quartal hingegen hielt er sich lediglich stabil.
In Paris rückte der Cac 40 (PSE:PCAC) am Diestag um 1,33 Prozent auf 4416,24 Punkte zu. Besonders kräftig legten auch die Börsen in Italien mit plus 1,78 Prozent und in Spanien mit plus 1,31 zu. Der Ibex-35-Index (SIX:IB) habe zudem davon profitiert, dass das spanische Verfassungsgericht das für den 9. November angesetzte Referendum über die Unabhängigkeit der Katalanen untersagt habe, sagte Lawler. Der britische Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) hingegen sank um 0,36 Prozent auf 6622,72 Punkte. Hier lasteten Einzelhandelswerte auf der Stimmung, nachdem der Bekleidungshändler Next vor einer möglichen Senkung seiner Gewinnprognose gewarnt hatte. Die Titel verloren als schwächster Indexwert 3,79 Prozent.
Die Inflation im Euroraum war im September auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009 gefallen und bestärkte auch angesichts schwacher Wirtschaftsaussichten die Hoffnungen, dass die Europäische Zentralbank die bereits versprochenen zusätzlichen Maßnahmen gegen die zu niedrige Inflation nicht nur umsetzt, sondern womöglich zusätzlich noch breit angelegte Staatsanleihekäufe tätigen könnte. In den USA enttäuschte vor allem das von den privaten Institut Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen für den Monat September. Für Börsianer ist dies allerdings ein weiterer Indikator dafür, dass eine Leitzinserhöhung in der weltweit größten Volkswirtschaft doch nicht allzu rasch kommen wird.
Unter den Branchen im Stoxx Europe 600 (DJX:SXXP) zeigte sich der Versorgersektor (DJX:SX6P) mit plus 1,17 Prozent am attraktivsten. Mit minus 0,55 Prozent hingegen war der Automobilsektor (DJX:SXAP) am schwächsten. Auslöser dafür war eine Gewinnwarnung des US-Autobauers Ford, der auch in Europa Sorgen um die Geschäftsentwicklung der Automobilhersteller und -zulieferer auslöste. Auf einer Investorenveranstaltung hatte Ford seine Ziele für den Gewinn des laufenden Jahres gekappt und Schwächen im Europageschäft, vor allem wegen der Sanktionen gegen Russland, eingeräumt.
So gehörten die Aktien von Fiat (AFF:F) (FSE:FIAT) mit minus 3,41 Pozent, PSA Peugeot Citroen (PSE:PUG) (FSE:PEU) mit minus 1,07 Prozent und Renault (PSE:PRNO) (FSE:RNL) mit minus 2,65 Prozent zu schwächsten Werten in Europa.
In London legten Royal Bank of Scotland (RBS) (ISE:RBS) (FSE:RYS) als einer der besten Werte im FTSE 100 um 1,88 Prozent zu. Die britische Großbank hatte angekündigt, im laufenden Jahr weniger auf faule Kredite und Wertpapiere abschreiben zu müssen als bislang prognostiziert. Positive Äußerungen der Analysten von Credit Suisse verhalfen den Papieren von AB Foods (ISE:ABF) an die Index-Spitze mit plus 4,53 Prozent. Die schweizerische Bank hatte die Aktie des Nahrungsmittelherstellers und Einzelhändlers von "Neutral" auf "Outperform" hochgestuft.