FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer weiteren gewinnträchtigen Woche hat der deutsche Aktienmarkt am Montag eine Auszeit genommen. Im Anlegerfokus dürften in der neuen Woche die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed, die vorübergehende Einigung im US-Haushaltsstreit sowie die Fahrt aufnehmende Berichtssaison der Unternehmen stehen.
Der Dax (DAX) sank zuletzt um 0,53 Prozent auf 11 222,51 Punkte, nachdem er am Freitag um knapp 1,4 Prozent gestiegen war. Damit hatte der deutsche Leitindex seit Weihnachten um fast 7 Prozent zugelegt. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen ermäßigte sich am Montag um 0,31 Prozent auf 23 748,85 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) büßte rund 0,6 Prozent ein.
Der vorläufige Kompromiss im US-Haushaltsstreit zwischen Präsident Donald Trump und den Demokraten im Repräsentantenhaus schafft nach Ansicht von Thomas Altmann, Analyst bei QC Partners, für die Anleger keine neue Gewissheit, sondern verlängert die Ungewissheit. Derzeit sehe das Ganze eher nach einer Vertagung als nach einer Einigung aus. Ein neuer "Shutddown" in knapp drei Wochen sollte daher niemanden überraschen.
Zu der US-Notenbanksitzung in dieser Woche sagte Altmann, die Erwartungen der Anleger und jene der Fed seien bislang massiv auseinander gegangen. Während die Börsianer mit keinen weiteren Zinsanhebungen in diesem Jahr gerechnet hätten, sei die Fed zuletzt von zwei weiteren Zinsschritten ausgegangen. Nun hofften nicht wenige Anleger auf ein Zurückrudern der Währungshüter. "Um diesem Dilemma zu entkommen dürfte die Fed die Abhängigkeit zukünftiger Zinsentscheidungen von der wirtschaftlichen Entwicklung um so stärker betonen", so Altmann.
Unter den Einzelwerten profitierten die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) von Spekulationen um eine höhere Beteiligung des Emirats Katar an dem Geldhaus. Mit einem Abschlag von 0,18 Prozent schlugen sich die Papiere besser als der Gesamtmarkt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, verhandeln derzeit beide Seiten darüber. Zeitrahmen und Höhe des Investments seien aber noch unklar. Derzeit hält Katar gut 6 Prozent an der Bank. Bereits am Freitagnachmittag hatten die Deutsche-Bank-Titel kräftig zugelegt und mit einem Plus von knapp 4 Prozent geschlossen.
Dagegen sind die RWE-Aktien (4:RWEG) nach dem angekündigten Ausstieg Deutschlands aus der Kohleverstromung mit minus 0,4 Prozent etwas eingeknickt. Allerdings waren sie in den vorigen drei Handelstagen in der Hoffnung auf eine Einigung und hohe Entschädigungszahlungen um fast 9 Prozent auf den höchsten Stand seit September 2018 gestiegen. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen entsprechend dem Motto "buy the rumour, sell the fact". Ein anderer Börsianer verwies auf Aussagen von RWE-Chef Rolf Martin Schmitz, wonach der vereinbarte Kohleausstieg sehr ambitioniert sei und bei RWE einen signifikanten Stellenabbau zur Folge haben werde.
Nach einer negativen US-Gerichtsentscheidung sackten Morphosys-Papiere (4:MORG) am MDax-Ende um mehr als 6 Prozent ab. Im Patentstreit mit den Konkurrenten Janssen Biotech und Genmab erklärte ein US-Bezirksgericht drei Patente des deutschen Biotech-Unternehmens für ungültig. Eine für Morphosys günstige Entscheidung hätte dem Unternehmen laut dem Analysten Gunnar Romer von der Deutschen Bank deutliche Umsatzbeteiligungen für das Krebsmittel Darzalex von Janssen gebracht.