FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erholung am deutschen Aktienmarkt geht weiter. Am Dienstag nach dem langen Pfingstwochenende schloss der Dax (DAX) 0,92 Prozent im Plus bei 12 155,81 Punkten. Damit befreite er sich aus dem seit Anfang Mai vorherrschenden Abwärtstrend.
Bereits in der vergangenen Woche hatte der hiesige Leitindex von der Hoffnung auf sinkende US-Zinsen profitiert, die am Freitag durch einen schwachen amerikanischen Arbeitsmarktbericht neue Nahrung erhalten hatten. Nun lieferte die Einigung im Migrations- und Zollstreit zwischen Mexiko und den USA den Käufern ein weiteres Argument. Für den MDax (MDAX), in dem die mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen notiert sind, ging es am Dienstag um 1,41 Prozent auf 25 436,55 Punkte hoch.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 0,51 Prozent auf 3401,10 Zähler. In Paris und London verabschiedeten sich die nationalen Indizes ebenfalls freundlich aus dem Handel. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Börsenschluss knapp in der Gewinnzone.
Der positive Trend an den Aktienmärkten "könnte anhalten, wenn der Ausblick für das Gipfeltreffen Ende des Monats zwischen den USA und China in Sachen Handelsstreit positiv bleibt", schrieb Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Charttechnisch stehe der Dax nach der Überwindung des Widerstands bei 12 026 Punkten nun bei 12 180 Punkten vor der nächsten Hürde. "Jetzt geht es darum, den Weg bis in die Region um 12 300 Zählern freizumachen."
Stahlwerte wie Thyssenkrupp (4:TKAG) und Salzgitter (4:SZGG) fielen mit deutlichen Kursgewinnen von jeweils fast fünf Prozent auf. Peking habe für die Regionalregierungen den Spielraum für Investitionen erhöht, hieß es aus dem Markt. Börsianer hoffen nun auch auf positive Impulse für die Stahlnachfrage. Die Papiere von Salzgitter und vor allem Thyssenkrupp kommen von langjährigen Tiefstständen.
Siltronic-Aktien (4:WAFGn) profitierten mit einem Plus von viereinhalb Prozent ebenfalls von der Hoffnung auf eine Belebung der Geschäfte. Dem Branchenportal "Digitimes" zufolge könnte der Handelskrieg zwischen den USA und China einige Hersteller von Halbleiterwafern zwingen, Pläne für Kapazitätserweiterungen zu überdenken. Für den deutschen Wafer-Hersteller wäre das positiv, da neue Produktionskapazitäten der Konkurrenz den Preisdruck verstärken könnten.
Für die Papiere des Modeunternehmens Hugo Boss (4:BOSSn) ging es nach einem etwas zuversichtlicheren Analystenkommentar der US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS) um über vier Prozent hoch. Papiere des Druckmaschinenherstellers Heidelberger Druck (4:HDDG) sprangen um bis zu neun Prozent hoch und behaupteten letztlich ein Plus von knapp fünfeinhalb Prozent. Vorstandschef Rainer Hundsdörfer machte den Anlegern in einem Interview mit der "Euro am Sonntag" Hoffnung auf einen weiteren strategischen Investor. Es gebe Interessenten, so Hundsdörfer. Mehr wolle er "jetzt noch nicht sagen".
Dagegen zählten die Titel der Versorger RWE (4:RWEG) und Eon (4:EONGn) mit Verlusten von einem und einem halben Prozent zu den schwächsten Dax-Titeln. Sie hatten zuletzt von der Hoffnung auf sinkende Zinsen profitiert.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,27 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,06 Prozent auf 144,19 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gewann 0,15 Prozent auf 171,37 Punkte. Der Euro kostete zuletzt 1,1315 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf 1,1320 (Montag: 1,1301) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8834 (0,8849) Euro gekostet.