FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag unter den Aktienanlegern für zufriedene Gesichter gesorgt. Der Dax (DAX) legte um 0,41 Prozent auf 12 410,25 Punkte zu, womit er seine Gewinnserie nun schon auf sieben Handelstage ausbaute. Einen ähnlich langen Lauf hatte es beim deutschen Leitindex letztmals Anfang Juli gegeben. Für den MDax (MDAX) ging es am Donnerstag um 0,38 Prozent auf 26 182,54 Punkte hoch.
Mit einem "geldpolitischen Feuerwerk", wie es Thomas Gitzel von der VP Bank formulierte, erfüllten die Währungshüter die hoch gesteckten Erwartungen. Sie legten damit den Grundstein dafür, dass der Dax auf seinem höchsten Niveau seit Ende Juli weiter keine Schwäche zeigte. Außerdem gab es neue Spekulationen darüber, dass China und die USA im Handelsstreit aufeinander zugehen könnten. Eingeweihten Kreisen zufolge sollen Berater von US-Präsident Donald Trump über einen vorläufigen Deal nachdenken. Ein vom TV-Sender CNBC gestreutes Dementi aus dem Weißen Haus relativierte dies aber wieder.
Die EZB beschloss eine Reihe von Maßnahmen, um die schwächelnde Konjunktur zu stützen. So wurden der Einlagenzinssatz für Banken noch weiter in den negativen Bereich gesenkt und neue milliardenschwere Anleihekäufe beschlossen. "Die Währungshüter stemmen sich mit der Bazooka gegen die anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten", kommentierte dies Chefvolkswirt Christian Lips von der NordLB.
Unter den Einzelwerten waren die Blicke nach der EZB vor allem auf den Bankensektor gerichtet, weil die immer höhere Strafzinsen für Einlagen den Instituten zu schaffen machen. Gemildert werden soll dieser Effekt nun aber durch eine Staffelung, über die der Markt zuletzt auch schon spekuliert hatte. Letztlich pendelten sich die Branchenpapiere bei unterschiedlichen Vorzeichen ein. Titel der Deutschen Bank (4:DBKGn) verloren gut 1 Prozent, jene der Commerzbank (4:CBKG) aber legten um knapp ein halbes Prozent zu.
Beim Autobauer VW (4:VOWG_p) wurden die Anleger am Morgen zunächst von einem Bericht des Rundfunksenders SWR über weitere Abgasmanipulationen beunruhigt, der später vom Konzern dementiert wurde. Dem entgegen stand aber eine optimistische Analystenstudie der Barclays-Bank. Analystin Dorothee Cresswell sieht die Wolfsburger beim Trend zur E-Mobilität als den "am besten positionierten" Hersteller in Europa an. Letztlich gewann die VW-Aktie in einem ungebrochen guten Branchenumfeld 0,7 Prozent hinzu.
Auch anderswo bewegten Analystenkommentare die Kurse, im Falle von Beiersdorf (4:BEIG) aber negativ mit einem Minus von 0,6 Prozent. Analyst Alan Erskine von der Credit Suisse (5:CSGN) begründete seine Abstufung der Papiere auf "Underperform" damit, dass der Markt hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit und der Ausschüttungspolitik zu optimistisch sei.