FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Kurs-Rally vor dem Jahresende sieht anders aus: Der Dax (DAX) hat auch am Dienstag Boden verloren und damit die Verluste vom Vortag ausgeweitet. Der Leitindex büßte 1,19 Prozent auf 11 200,24 Punkte ein. Damit sind die kräftigen Kursgewinne vom Wochenbeginn, getragen von der Hoffnung auf eine Entspannung im US-chinesischen Handelskrieg, bereits wieder Makulatur. Stattdessen rückt das Jahrestief von vor zwei Wochen bei gut 11 000 Dax-Punkten schon wieder bedrohlich nahe.
Die Hoffnung auf eine Lösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China scheine nach kurzem Kursfeuerwerk für den Dax "wie eine Seifenblase geplatzt", sagte Analyst Jens Klatt von JK Trading. Auf Aussagen von US-Präsident Donald Trump nach dem G20-Gipfel zu einem Entgegenkommen Chinas im Handelskonflikt reagierte die Volksrepublik bislang eher wortkarg. Dies wertete Klatt als Hinweis darauf, dass das Gespräch zwischen Trump und Chinas Premier Xi Jingping "eher von Missverständnissen statt von Annäherung geprägt war".
Auch der MDax (MDAX) der mittelgroßen Börsentitel zeigte sich von seiner schwachen Seite und verlor 0,93 Prozent auf 23 175,70 Zähler. Auch hier fehlt nicht mehr viel zu einem neuen Jahrestiefstand.
Auf der Börsenstimmung lastete auch der Brexit, nachdem die britische Premierministerin Theresa May zu Beginn der Beratungen im britischen Unterhaus eine schwere Niederlage einstecken musste. Ohnehin werden May nur geringe Chancen zugestanden, eine Mehrheit für ihr Abkommen über den EU-Austritt Großbritanniens bei der geplanten Abstimmung am 11. Dezember im Parlament zu erreichen.
Aus Branchensicht standen die Papiere der Versicherer unter Druck. Händler führten die Einbußen vor allem auf die niedrigen Zinsen bei länger laufenden Anleihen am US-Bondmarkt zurück. Allianz-Papiere zählten mit einem Abschlag von knapp 2,2 Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Die Kurse von Munich Re (4:MUVGn) und Hannover Rück (4:HNRGn) gaben ähnlich stark nach.
Recht positiv werteten Börsianer das Treffen der deutschen Auto-Manager mit US-Präsident Donald Trump und weiteren Vertretern der US-Regierung am Vortag. "Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, um die Autozölle zu vermeiden", sagte Volkswagen-Chef Herbert Diess. VW (4:VOWG_p), Daimler (4:DAIGn) und BMW (4:BMWG) wollen mit hohen Investitionen in den USA die Autozölle für US-Importe aus Europa verhindern. Die Aktien der drei Fahrzeughersteller gaben dennoch nach.