NEW YORK (dpa-AFX) - Die Wall Street hat am Freitag nach einem holprigen Start ihre jüngste Erholungsrally fortgesetzt. Ein starker US-Arbeitsmarktbericht, der aus Sicht einiger Experten die Gefahr einer baldigen Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank Fed erhöht, konnte der guten Stimmung am Markt zunächst wenig anhaben.
Der Leitindex Dow Jones Industrial (Dow 30) notierte zuletzt 0,23 Prozent höher bei 17 926,88 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index (S&P 500) gewann 0,37 Prozent auf 2070,20 Punkte und für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,23 Prozent auf 4265,81 Punkte nach oben. Schon am Vortag hatten sämtliche Indizes mit deutlichen Gewinnen das seit Jahresbeginn aufgelaufene Minus wettgemacht.
Der amerikanische Arbeitsmarkt hatte im Januar seine kräftige Erholung fortgesetzt: Erneut waren deutlich mehr neue Arbeitsplätze geschaffen worden als erwartet. Auch das Lohnwachstum lag über den Schätzungen. Zudem war der Stellenaufbau in den beiden Vormonaten viel stärker ausgefallen als bisher gedacht.
Ob die Daten der US-Notenbank Fed für die erste Zinsanhebung seit Beginn der Finanzkrise ausreichen, erscheint aber fraglich. Der US-Dollar und die Renditen auf amerikanische Staatsanleihen legten nach dem Arbeitsmarktbericht zu, was für die Erwartung einer nahenden Straffung der Geldpolitik spricht. Die Ökonomen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) fühlen sich in ihrer Prognose einer Zinswende bereits im Juni bestärkt.
Dagegen sieht Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank keinen unmittelbaren Handlungszwang. "Die Inflationsraten sind in den vergangenen Monaten gefallen, und der US-Dollar ist möglicherweise für den Geschmack des ein oder anderen Notenbankers in Washington zu stark", begründete er seine Einschätzung. Es sei nicht zu erwarten, dass Fed-Chefin Janet Yellen und ihre Kollegen "in Hektik verfallen." Daher "bleiben die Zinsen erst einmal, wo sie sind".
Die Unternehmensnachrichten wurden vor dem Wochenende überwiegend positiv aufgenommen. Die Twitter-Aktien (NYSE:TWTR) gehörten mit plus 15,97 Prozent erneut zu den Lieblingen an der Börse. Der Kurznachrichtendienst hatten im vergangenen Quartal den Umsatz deutlich gesteigert. Angesichts kaum gewachsener Nutzerzahl könnte das bedeuten, dass die Werbemaschine von Twitter in Schwung kommt. Der Nettoverlust interessierte die Anleger kaum. Am Donnerstag hatten die Aktien davon profitiert, dass in Googles (NASDAQ:GOOG) (ETR:GGQ1) Suchmaschine künftig wieder Twitter-Nachrichten direkt zu finden sein sollen.
Die Anteilsscheine von LinkedIn (NAS:LNKD) sprangen dank ebenfalls starker Zahlen um 14,03 Prozent auf 271,25 US-Dollar hoch, was einen Rekordstand für die Aktie bedeutete. Das Online-Karrierenetzwerk hatte es nach drei Verlustquartalen zum Jahresende hin wieder in die schwarzen Zahlen geschafft. Im deutschsprachigen Raum hatte LinkedIn die Marke von 6 Millionen Mitgliedern geknackt. Damit bleibt das Unternehmen dem deutschen Rivalen Xing (ETR:O1BC) auf den Fersen, der auf rund 8 Millionen Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt. Die US-Investmentbank Merrill Lynch stufte LinkedIn hoch und empfiehlt die Aktien nun zum Kauf.