DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Mit Rückendeckung aus der Politik und Zukäufen im großen Stil will sich Rheinmetall F:RHM laut einem "Handelsblatt"-Bericht zu einem neuen Rüstungsriesen aufschwingen. Wie die Zeitung am Freitag schreibt, stehen vor allem die U-Boot-Sparte von ThyssenKrupp F:TKA sowie zwei Airbus (ETR:AIR) F:AIR-Töchter im Fokus. Auch das Interesse am Panzerbauer KMW soll nach wie vor groß sein. Von den beteiligten Unternehmen gab es dazu keinen Kommentar. An der Börse sorgte der Bericht kaum für Bewegung, Rheinmetall lagen im frühen Handel gut 0,4 Prozent im Plus während der MDax auf der Stelle trat.
Nach "Handelsblatt"-Informationen aus dem Konzern führte Rheinmetall schon erste Gespräche mit ThyssenKrupp über den Kauf der Marine-Sparte mit zuletzt 1,3 Milliarden Euro Jahresumsatz. Im U-Boot-Bau sind die Essener führend, viele Beobachter rechnen langfristig aber mit einer Trennung von den Werften. Ende 2011 hatte der angeschlagene Konzern schon seine zivilen Schiffbauaktivitäten wie weite Teile der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss verkauft, dieses Jahr folgten die Marine-Werften in Schweden.
Zu einem Verkauf an Rheinmetall könnte auch eine Übernahme des Airbus/ThyssenKrupp-Joint-Ventures Atlas Elektronik passen. Der Spezialist für Torpedos und Sonartechnik ist ein wichtiger Zulieferer der Marine-Sparte und der Airbus-Anteil könnte von Konzernchef Tom Enders laut der Zeitung noch in diesem Jahr zum Verkauf gestellt werden - ebenso wie die Sparte Optronics, die unter anderem Lasersysteme herstellt.
Rheinmetall-Chef Armin Papperger wirbt laut "Handelsblatt" außerdem intensiv um den Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW), mit dem die Düsseldorfer unter anderem den Kampfpanzer Leopard 2 bauen. Zwar steht KMW in Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit dem französischen Rivalen Nexter. Allerdings bezeichnete der frühere KMW-Teilhaber Burkhart von Braunbehrens diese Fusionsgespräche in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" Ende August als "Ablenkungsmanöver".
Damit habe die Firmenleitung ein Argument, um aus Sorge vor einem Machtverlust nicht mit dem größeren Rheinmetall-Konzern zu sprechen. Dabei "wäre ein Zusammengehen logisch", sagte Braunbehrens, der bis vor zwei Jahren im KMW-Aufsichtsrat saß. Denn das Unternehmen "wickelt ohnehin schon die Hälfte der Produktion mit Rheinmetall ab, teils auf doppelten Produktionslinien". Deswegen müsse die Politik als wichtigster Auftraggeber Druck machen und auf eine Konsolidierung hinarbeiten.
In Berlin dürfte Rheinmetall mit den kolportierten Expansionsplänen offene Türen einrennen. "Sollte sich Rheinmetall breiter aufstellen wollen, würde ich das nur begrüßen", sagt der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, dem "Handelsblatt". Angesichts schrumpfender Wehretats der westlichen Staaten steht die Rüstungsindustrie vor ungewissen Zeiten. Wegen der Ukraine-Krise hatte die Bundesregierung Anfang August Rheinmetall außerdem ein Geschäft mit Russland untersagt.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte sich Anfang September mit den Chefs der deutschen Rüstungskonzerne getroffen, um über die Folgen seiner harten Linie bei Waffenexporten zu beraten. Er pocht auf eine Konzentration innerhalb der Branche mit ihren knapp 100 000 Beschäftigten. Deutschland gilt weltweit als drittgrößter Rüstungsexporteur.br