FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen (XETRA:VOW3) wehrt sich die IG Metall gegen drohende negative Folgen für die Belegschaft. Die Vorgänge beim größten deutschen Autobauer bedeuteten einen "unendlichen Schaden" für das Produkt, das Unternehmen und den Standort Deutschland, sagte Gewerkschaftschef Detlef Wetzel am Montagabend in Frankfurt. Er vergleiche den Skandal aus nationaler Sicht mit der Finanzkrise 2008/2009.
Es sei aber klar, dass die Arbeitnehmer dafür nicht verantwortlich seien. "Mitbestimmung ist dafür da, dass die Arbeitnehmer nun nicht die Folgen dieser Krise tragen müssen", sagte der Gewerkschafter. Es gelte erneut der Satz: "Wir zahlen nicht für eure Krise."
"Es war sicher nicht die Putzfrau, die das verantwortet hat, und der Pförtner war es auch nicht", meinte Wetzel. Er räumte aber ein, dass sich auch die in Wolfsburg sehr mächtige IG Metall Fragen etwa zu ihrem Beitrag zur Unternehmenskultur bei Volkswagen stellen müsse. Es stehe ein großer Kulturwandel an. "Es ist kein Wert an sich, größer als Toyota (TOKYO:7203) (FSE:TOM) (SQ1:TYT) zu sein", sagte Wetzel. Zudem müsse man sich fragen: "Wieso haben wir davon nichts gewusst?"
Der Skandal hat aus Sicht der Gewerkschaft aber nichts mit der besonders ausgeprägten Mitbestimmung in dem Konzern zu tun. "Die Mitbestimmung bezieht sich nicht auf die Frage, welche Komponenten in einen Motor eingebaut werden", sagte Wetzel. Die Verantwortlichen müssten gefunden und persönlich zur Verantwortung gezogen werden. Das sei Aufgabe der Staatsanwaltschaft.
Der ehemalige IG-Metall-Chef Berthold Huber werde seinen Posten im VW (XETRA:VOW3)-Aufsichtsrat wie geplant im November abgeben, bestätigte Wetzel. Über einen Nachfolger werde rechtzeitig entschieden. Huber hatte nach dem Abgang von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch kommissarisch den Vorsitz des Kontrollgremiums übernommen - der bisherige VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch soll ihm als Vorsitzender nachfolgen.
Wenn Huber den VW-Aufsichtsrat verlässt, muss die IG Metall einen neuen Vertreter nach Wolfsburg entsenden. "Es gibt keinen, der sich darauf freuen könnte", sagte der designierte Nachfolger Wetzels an der Gewerkschaftsspitze, Jörg Hofmann, auf die Frage, ob er sich schon auf ein mögliches Mandat im VW-Kontrollgremium freue. Hofmann tritt am 20. Oktober als einziger Kandidat für den Ersten Vorsitz bei der IG Metall an.
Hofmann warnte davor, sich von der Diesel-Technologie zu verabschieden. Ohne sie seien die CO2-Ziele der Europäischen Union nicht erreichbar. Vor allem deutsche Zulieferer seien betroffen: "Wir sprechen hier von über 20 000 Arbeitsplätzen, die mit der Produktion von Diesel-Komponenten in Deutschland beschäftigt sind.