FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Arzneimittel-Versender Shop Apotheke Europe will an die Börse gehen. Geplant sei eine Notierung im Frankfurter Prime Standard bis zum Ende des Jahres, teilte das im niederländischen Venlo ansässige Unternehmen am Donnerstag mit. Dem Vernehmen nach soll es noch im Herbst so weit sein. Shop Apotheke plant eine Kapitalerhöhung im Volumen von etwa 100 Millionen Euro, mit der das weitere Wachstum in Kontinentaleuropa vorangetrieben werden soll. Die Altaktionäre wollen einer Sprecherin zufolge keine wesentlichen Anteile abgeben. Bisher gab es in diesem Jahr an der Frankfurter Börse so gut wie keine Neuemissionen.
Der Versender ist auf freiverkäufliche Medikamente sowie auf Kosmetik- und Pflegeprodukte spezialisiert. Der im Jahr 2001 gegründete Konkurrent der Versandapotheke Doc Morris ist bisher in Deutschland, Österreich, Frankreich und Belgien aktiv. Mithilfe einer jüngst erfolgten Übernahme einer belgischen Online-Apotheke gelang nun der Eintritt in die Märkte Italien, Spanien und Niederlande. 2015 lag der Umsatz den Angaben zufolge bei 125 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2016 waren es rund 82 Millionen Euro.
Den Erlös aus dem Börsengang will das Management vor allem in das Wachstum aus eigener Kraft stecken. Als Chance sieht der Versender dabei, dass die Menschen in vielen europäischen Ländern noch vergleichsweise selten Pharma-Produkte online bestellten. Während in Deutschland schon 13,5 Prozent der Medikamentenumsätze über das Internet liefen, seien es im restlichen Kontinentaleuropa nur etwa zwei Prozent, so die Apotheke. Bekleidung würde dagegen schon zu 13,8 Prozent, Haushaltsgeräte und Elektronik sogar zu fast 20 Prozent online bestellt.
Shop Apotheke sieht gute Chancen für den Ausbau seines Marktanteils in einem nach wie vor stark fragmentierten Markt. Das Unternehmen ist von der starken Regulierung in der Branche unabhängig, da es sein Geschäft vorwiegend mit freiverkäuflichen Medikamenten bestreitet. Zusätzlich spielt das sogenannte Fremdbesitzverbot, das etwa Apotheken-Ketten unter anderem in Deutschland beschränkt, für den Versender keine Rolle. In den Niederlanden, wo Shop Apotheke seinen Hauptsitz hat, ist Fremdbesitz erlaubt.
Den Börsengang betreuen die Investmentbanken Citigroup (NYSE:C) (XETRA:TRVC) und Berenberg sowie die Commerzbank (XETRA:CBKG). Das Geschäft mit Neuemissionen ist in diesem Jahr nahezu ausgetrocknet. Reine Neuemissionen wie die des Biotech-Unternehmens Brain gab es in Frankfurt kaum.
Bei der Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN)-Kraftwerkstochter Uniper (ETR:UN01) vor einigen Tagen handelte es sich um eine Abspaltung vom Mutterkonzern, bei der die Eon-Aktionäre automatisch Uniper-Anteilsscheine ins Depot gebucht bekamen. Ein großer klassischer Börsengang steht dagegen zumindest noch mit dem Debüt der RWE (XETRA:RWEG)-Großtochter Innogy bevor. Hier sollen neben einer Kapitalerhöhung auch Anteile aus dem Bestand der hoch verschuldeten Mutter angeboten werden. Der Energiekonzern RWE will aber die Mehrheit behalten.