Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Schaeffler-Aktien (ETR:SHA_p) legten am Dienstag im Frankfurter Handel um mehr als 9 % zu und stiegen damit auf den höchsten Stand seit mehr als vier Monaten. Ursache für den Kurssprung waren besser als erwartete Gewinn- und Umsatzzahlen des deutschen Automobilzulieferers, der gleichzeitig mitteilte, dass sich die Branchenaussichten in den vergangenen drei Monaten verbessert hätten.
Zudem beschleunigte das Unternehmen seinen Übergang zur Elektromobilität durch den Abbau von weiteren 1.300 Stellen, hauptsächlich in der konventionellen Antriebssparte.
Im Zuge der strukturellen Überkapazitäten, die durch die zunehmende Verdrängung von Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren entstehen, die jahrzehntelang das Herzstück des Unternehmens bildeten, will Schaeffler seine 82.000 Mitarbeiter umfassende Belegschaft verkleinern.
"Es reicht künftig nicht aus, nur technologisch führend zu sein", sagte Matthias Zink, Leiter der Sparte Automotive. "Vielmehr sind wettbewerbsfähige Kostenstrukturen entscheidend, um die Transformation weiter zu beschleunigen und Schaeffler konsequent auf die Elektrifizierung des Antriebsstrangs auszurichten. Dies bedeutet im Umkehrschluss auch, die Kostenbasis zu reduzieren und Überkapazitäten abzubauen."
Das Unternehmen strebt mit den Maßnahmen Kosteneinsparungen in Höhe von 100 Millionen Euro (1 Euro = 0,9991 Dollar) pro Jahr an, die im laufenden Quartal zu einer Ergebnisbelastung von 130 Millionen Euro führen werden.
Laut den parallel veröffentlichten Geschäftszahlen von Schaeffler für das dritte Quartal stieg der Umsatz der Sparte E-Mobilität im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 63 %, der Umsatz der konventionellen Antriebssparte stieg um 20 %. Während die E-Mobilität vor einem Jahr noch knapp ein Sechstel des Gesamtumsatzes der beiden Sparten ausmachte, waren es in den drei Monaten bis September bereits 22 %.
Die operative Gesamtleistung des Unternehmens hat sich aufgrund der Entspannung der Engpässe in der Lieferkette in den letzten Monaten deutlich verbessert: Das Angebot - insbesondere im Bereich Fracht und Logistik - hat sich bei gleichzeitiger Abschwächung der Nachfrage nach den Produkten von Schaeffler gebessert.
Wie die gesamte deutsche Industrie war auch Schaeffler im bisherigen Jahresverlauf von einem starken Anstieg der Energiekosten betroffen, konnte aber mehr als zwei Drittel des Anstiegs der Gesamtproduktionskosten weitergeben und erhielt zudem Rückenwind in Höhe von 77 Millionen Euro durch die Abwertung des Euro. Der Bruttogewinn stieg im dritten Quartal auf 984 Millionen Euro gegenüber 793 Millionen Euro vor einem Jahr, während sich das Ergebnis von 149 Millionen Euro auf 169 Millionen Euro verbesserte.
Nach Angaben des Unternehmens hätten sich die Aussichten für die globalen Perspektiven des Automobilsektors in den letzten drei Monaten aufgehellt. Es rechnet nun mit einem globalen Automobilabsatz von ca. 81 Millionen in diesem Jahr, gegenüber einer Schätzung von 77 Millionen beim letzten Quartalsbericht. Der eigene Orderbestand folgte allerdings dem gesamtdeutschen Trend der letzten Monate. In der wichtigen Automobilsparte sank das Book-to-Bill-Verhältnis bis September auf 1,3, gegenüber 1,6 im Juni. Noch schlechter waren die Aussichten in der Industriesparte. Hier lagen die Aufträge im dritten Quartal unter den Umsätzen.