Frankfurt (Reuters) - Ein Kurssturz von Fresenius Medical Care (DE:FMEG) (FMC) infolge gesenkter Gewinnerwartungen hat am Mittwoch die Anleger am deutschen Aktienmarkt verschreckt.
Nach zwei Tagen mit Kursgewinnen rutschte der Dax um 0,5 Prozent auf 11.715 Punkte ab. Der EuroStoxx50 fiel ebenfalls. An der Wall Street sorgten enttäuschende Quartalszahlen von IBM für lange Gesichter. Da half die Freude der Netflix-Aktionäre über deren Zwischenbericht wenig. Der Dow lag zum europäischen Handelsschluss 0,7 Prozent im Minus. Über allem schwebte zudem weiter der Zollstreit, den US-Präsident Donald Trump mit der EU und China führt.
Auch der Stand der Brexit-Verhandlungen bleibt ein Thema an der Börse. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht trotz der aktuell festgefahrenen Verhandlungen noch die Möglichkeit für einen geregelten EU-Austritt Großbritanniens. "Die Chance, rechtzeitig ein gutes und tragfähiges Austrittsabkommen hinzubekommen, ist nach wie vor da", sagte sie in einer Regierungserklärung unmittelbar vor dem möglicherweise entscheidenden EU-Gipfel am Abend in Brüssel.
Doch im Fokus des Marktgeschehens rückten mit dem Dialyse-Konzern FMC und seiner Mutter Fresenius (DE:FREG) zwei Werte, die sonst als Garant der Stabilität gelten. "Mit Fresenius wird eines der großen Zugpferde im Deutschen Aktienindex heute quasi einen Kopf kürzer gemacht", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Online-Borker CMC Markets. FMC-Aktien brachen um 16,5 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 71,58 Euro ein. Fresenius-Titel rutschten um knapp neun Prozent ab. Der Gesundheitskonzern grenzte seine Ziele ebenfalls ein. Die Anpassung der Ziele deute auf ein schwaches Schlussquartal hin und werde voraussichtlich den Wachstumsausblick für 2019 infrage stellen, sagten die Experten der Berenberg Bank.
FMC begründete seine schwindende Zuversicht unter anderem mit einem im dritten Quartal schwächer als erwartet gelaufenen Geschäft mit Dialyse-Dienstleistungen in Nordamerika und der hohen Inflation in Argentinien. Kurz vor Handelsschluss teilte auch Dürr mit, seine Jahresziele einzudampfen. Die im MDax gelisteten Papiere des Autozulieferers fielen um 9,6 Prozent.
IBM PFUI - NETFLIX HUI
Auch im europäischen Handel konzentrierten sich die Anleger auf die Bilanzsaison. Zu den Börsenlieblingen gehörten vor allem einige Technologiewerte. So führten im EuroStoxx ASML mit einem Plus von über drei Prozent die Favoritenliste an. Der Chip-Ausrüster steigerte seinen Gewinn überraschend stark.
Auf Talfahrt gingen im EuroStoxx dagegen Danone-Aktien, die um mehr als vier Prozent absackten. Der weltgrößte Joghurt-Hersteller mit Marken wie Actimel und Activia bekommt einen abflauenden Boom im Geschäft mit Baby-Nahrung in China zu spüren.
In New York warfen die Anleger IBM im hohen Bogen aus den Depots, nachdem die Computer-Ikone im dritten Quartal mit 18,76 Milliarden Dollar weniger als erwartet umgesetzt hatte. Die Papiere stürzten um rund acht Prozent ab.
Dagegen griffen die Anleger bei Netflix (NASDAQ:NFLX) zu. Die Aktien stiegen zeitweise um fast zehn Prozent, lagen in einem nachgebenden Gesamtmarkt am Abend aber nur noch etwa fünf Prozent im Plus. Mit milliardenschweren Investitionen in Eigenproduktionen hat der Video-Streamingdienst von Juli bis September mehr Neukunden gewonnen als erwartet.