Investing.com - Der S&P 500 ist zurück in einem Bullenmarkt, doch die Zukunft bleibt unsicher. Diese Woche stehen eine Reihe von wichtigen Ereignissen an, die den Markt in verschiedene Richtungen lenken könnten: zunächst die Veröffentlichung der Inflationszahlen am Dienstag, gefolgt von der Entscheidung der Fed am Mittwoch und schließlich den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung am Donnerstag.
Trotz des jüngsten Kursanstiegs des S&P 500 bleibt der Morgan Stanley-Bär Mike Wilson skeptisch. Er ist der Meinung, dass die Kursgewinne am US-Aktienmarkt nicht von Dauer sein werden, da die Gewinnrezession noch nicht vorüber ist. Wilson stellt zwei kostspielige Fehleinschätzungen der Anleger fest: "Erstens glauben sie, dass die Auswirkungen der Zinserhöhungen bereits hinter ihnen liegen, und zweitens gehen sie davon aus, dass bestimmte Marktsegmente wie zyklische Konsumgüter (NYSE:XLY), Technologie (NYSE:XLK) und Kommunikationsdienste (NYSE:XLC), die im letzten Jahr eine Gewinnrezession erlebt haben, nun ein beschleunigtes Gewinnwachstum erleben werden, selbst wenn andere Teile des Marktes leiden" wie Wilson in einer aktuellen Notiz schreibt. Seine Prognose sieht den S&P 500 auf 3.900 Punkte fallen. Derzeit notiert er bei 4.312 Punkten.
"Obwohl viele nun offiziell das Ende des Bärenmarkts erklären, nachdem die Rallye des S&P 500 die 20 %-Marke überschritten hat, sind wir anderer Meinung", erklärt der Aktienexperte. "Unsere Gewinnprognose für 2023 lag bereits vor sechs Monaten unter dem Konsens und ist nun noch weiter abgesenkt worden, während der Rest der Börse und die Buy-Side ihre Prognosen erhöht haben", ergänzte er.
"Die im Jahr 2020 begonnene Boom/Bust-Phase befindet sich derzeit in der Bust-Phase des Gewinnzyklus - ein Umstand, der unseres Erachtens in der vor 18 Monaten begonnenen Baisse noch nicht ausreichend berücksichtigt wurde und größtenteils auf die gestiegenen Zinssätze zurückzuführen ist", betont Wilson. "Mit anderen Worten: Wenn die Inflation sinkt, werden auch die Margen und Unternehmensgewinne stark zurückgehen."
"Die mögliche Zinspause der Fed könnte ironischerweise das perfekte Ende dieser Bärenmarktrallye sein. In vielerlei Hinsicht ist es oft einfacher zu reisen als am Ziel anzukommen. Daher könnte die Fed-Sitzung und die Pressekonferenz am Mittwoch ein entscheidender Wendepunkt für die Kursdynamik darstellen", resümierte er.
Anders als Wilson glaubt Goldman-Stratege David Kostin, dass der S&P 500 Ende 2023 höher notieren wird als heute. Er erhöhte sein Kursziel für den S&P 500 von 4.000 auf 4.500 Punkte. "Unsere unveränderte EPS-Prognose für 2023 von 224 Dollar geht von einer weichen Landung aus und liegt über dem Top-Down-Konsens von 206 Dollar", erklärte Kostin. "GS Economics geht von einer Rezessionswahrscheinlichkeit von 25 % in den nächsten 12 Monaten aus, verglichen mit 65 % für den Konsens. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 ist höher als wir erwartet haben, was vor allem auf einige Mega-Cap-Werte zurückzuführen ist. Doch in der Vergangenheit hat es nach einer anfänglich geringen Marktbreite eine 'Aufholjagd' durch eine umfassendere Bewertungsanpassung gegeben", schrieb der Experte der US-Investmentbank.