Berlin, 11. Mrz (Reuters) - Gesundheitsminister Jens Spahn hat die Forderung nach einer flächendeckenden Schließung von Schulen und Kindergärten wegen des Coronavirus als "leichtfertig" zurückgewiesen. Es sei richtig, bei Verdachtsfällen Einrichtungen zeitweise und punktuell zu schließen, sagte der CDU-Politiker in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Mittwoch. "Flächendeckend bin ich sehr zurückhaltend", fügte er hinzu. Wenn man die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen wolle, solle man derzeit eher auf Fußballspiele, Konzerte oder Club-Besuche verzichten, sagte er. Wenn Kinder zu Hause bleiben müssten und Betreuung bräuchten, betreffe dies aber Pflegekräfte, Ärzte, Polizisten oder Busfahrer, die für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens wichtig seien.
Spahn zweifelte auch an, dass gerade die am meisten gefährdete Gruppe, nämlich Ältere, durch flächendeckende Schulschließungen besser geschützt würden. Wenn die Großeltern dann bei der Kinderbetreuung einspringen müssten, müsse man diskutieren, "ob das nicht Folgen in die falsche Richtung haben könnte". Hintergrund ist, dass Virologen gefordert hatten, den Kontakt zu Großeltern in den kommenden Wochen möglichst einzuschränken. In den vergangenen Tagen hatte sich herausgestellt, dass Kinder an dem Virus selten erkranken, sie ihn aber weiter verbreiten können. Er sei sich nicht sicher, dass da alle Folgen mitbedacht würden, sagte Spahn.
Die polnische Regierung hatte am Mittwoch die Schließung der Schulen angekündigt. Sie sollen auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geschlossen bleiben. In Österreich debattiert die Regierung ebenfalls eine solche Maßnahme.