Frankfurt (Reuters) - Der Arzneimittelhersteller Stada (DE:STAGn) hält die Vorwürfe gegen das frühere Management zum großen Teil für ausgeräumt.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt habe keine Anhaltspunkte für Betrug, für die Preisgabe von Geschäftsgeheimnissen, Marktmanipulation oder Insiderhandel, auf Unterschlagung, Diebstahl, Begünstigung, Korruption oder auf eine persönliche Bereicherung zulasten von Stada gefunden, sagte Vorstandschef Claudio Albrecht am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Es sei lediglich ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Personen übrig geblieben, das vor rund zwei Wochen eingeleitet worden sei. Namen nannte Albrecht nicht. Gegenstand dieses Verfahrens sei ein schon hinlänglich bekannter Sachverhalt.
Einem Insider zufolge geht es dabei um die Schenkung eines Audi Q5 durch den früheren Stada-Chef Hartmut Retzlaff an einen Berater. Hinzu komme ein Verstoß gegen die Dienstwagenverordnung, bei der ein Stada-Geschäftsführer einen teureren Dienstwagen erhalten habe, als ihm eigentlich zugestanden hätte. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt wollte sich zunächst nicht äußern. Stada hatte die Staatsanwaltschaft im vergangenen Dezember selbst eingeschaltet.
Albrecht zufolge laufen derzeit noch Untersuchungen, ob es mögliche gesellschaftsrechtliche Pflichtverletzungen des früheren Managements gegeben hat. Diese Untersuchung solle in Kürze beendet werden. Da diese aber noch nicht abgeschlossen sei, hätten Vorstand und Aufsichtsrat entschieden, die noch ausstehende Abstimmung über die Entlastung der früheren Gremienmitglieder erneut zu vertagen. Stada wird im September den vierten neuen Vorstandschef innerhalb kurzer Zeit bekommen. Dann löst Peter Goldschmidt, der zuletzt das Nordamerikageschäft der Novartis-Generikatochter Sandoz verantwortete, den gegenwärtigen Übergangschef Albrecht ab.
Seit Mitte 2016 geben sich die Vorstandschefs bei Stada die Klinke in die Hand. Besonders Matthias Wiedenfels, der dem langjährigen Konzernlenker Retzlaff gefolgt war, und der ehemalige Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker hatten sich beharkt. Der Streit war auf der Hauptversammlung im vergangenen August eskaliert, als der Aufsichtsrat Wiedenfels, Retzlaff und dem ehemaligen Finanzchef Helmut Kraft die Entlastung verweigern wollte. Er warf dem früheren Management "schwerwiegende Pflichtverletzungen" vor. Dabei habe der Abschluss von Beraterverträgen ohne erkennbare Beratungsleistungen eine bedeutende Rolle gespielt.
Für Schlagzeilen hatte zudem der Verkauf der Markenrechte an der Sonnenschutzpflege Ladival im Jahr 2013 unter dem ehemaligen Vorstandschef Retzlaff gesorgt. Ladival ist neben dem Erkältungsmittel Grippostad C das wohl bekannteste Stada-Produkt. Gegenwärtig bemüht sich das Unternehmen um einen Rückkauf der Markenrechte.