MÜNCHEN (dpa-AFX) - Trotz Rekordwerten beim weltgrößten Industriegase-Spezialist Linde (ETR:LIN) bereitet der starke Euro dem scheidenden Vorstandschef Wolfgang Reitzle Kopfzerbrechen. Das Mittelfristziel sieht der Manager immer stärker gefährdet. 'Im Geschäftsjahr 2016 wollen wir ein operatives Konzernergebnis (Ebitda) von mindestens fünf Milliarden Euro erreichen', schrieb Reitzle am Montag den Aktionären und nannte die Ziele 'zweifellos ambitioniert'. Sollten sich die Währungskurse weiterhin zum Nachteil von Linde entwickeln, könnte das operative Ergebnis um rund 400 Millionen Euro geringer ausfallen. Bei Vorlage der Neunmonatszahlen hatte Reitzle noch vor möglichen negativen Währungseffekten von rund 250 Millionen Euro gewarnt.
Für 2014 peilt Linde bereinigt um Währungseffekte Zuwächse beim Umsatz und operativen Ergebnis (Ebitda) an. Im Mai gibt Reitzle den Chefposten bei Linde mit Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren an den Chemie-Manager Wolfgang Büchele ab. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand des Dax-Konzerns ist Reitzle zum Wechsel in den Aufsichtsrat im Jahr 2016 bereit.
2013 TROTZ EURO-STÄRKE REKORDJAHR
Die Aktie fiel am Vormittag mit einem Minus von 2,71 Prozent in einem festeren Markt ans Dax-Ende. Der Ausblick habe enttäuscht, während die Zahlen im Rahmen der Erwartungen lagen, sagte ein Händler. Während sich das Geschäft mit Gasen etwas schlechter als erwartet entwickelt habe, hätte die kleinere Sparte Anlagenbau seine Schätzungen übertroffen. Für Analyst Peter Spengler von der DZ Bank lagen die Resultate für das Schlussquartal 2013 etwas über den Marktschätzungen.
Trotz des immer stärker werdenden Euro-Gegenwinds zum Jahresende hin schloss Linde 2013 mit Rekordwerten. Dazu trug vor allem die milliardenschwere Übernahme des auf Medizingase spezialisierten US-Gesundheitsdienstleisters Lincare bei, aber auch der strikte Sparkurs des Unternehmens. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg im abgelaufenen Jahr um 7,6 Prozent auf 3,97 Milliarden Euro, wie Linde mitteilte. Unter dem Strich blieb ein für die Aktionäre anrechenbarer Gewinn von knapp 1,32 Milliarden nach 1,23 Milliarden Euro.
WÄHRUNGSEFFEKTE DRÜCKEN AUF UMSATZ
Der Umsatz kletterte um 5,2 Prozent auf 16,655 Milliarden Euro. 'Wir konnten uns ganz gut behaupten, obwohl unser Wachstum insbesondere im zweiten Halbjahr von Währungseffekten beeinträchtigt wurde', sagte Reitzle. Dabei bremsten vor allem gegenüber dem Euro schwächelnde Währungen wie der australische Dollar, der südafrikanische Rand, das britische Pfund sowie der US-Dollar. Insgesamt schmälerten Währungseffekte im Gesamtjahr den Umsatz um mehr als 650 Millionen Euro, den operativen Gewinn (Ebitda) um fast 150 Millionen Euro.
Vom höheren Gewinn sollen auch die Aktionäre profitieren. Linde will die Dividende um gut elf Prozent auf 3,00 Euro je Aktie erhöhen. Auch zukünftig wollen die Münchener an ihrem Sparkurs festhalten. 2013 drückte der Industriegasekonzern die Kosten um 220 Millionen Euro. Im Zeitraum 2013 bis 2016 will Linde 750 bis 900 Millionen Euro einsparen.tb