Hannover, 17. Feb (Reuters) - Der Versicherer Talanx TLXGn.DE will die Kosten im schwächelnden Geschäft mit deutschen Privat- und Firmenkunden durch stärkere Digitalisierung kräftig senken. Der zuständige Vorstand Jan Wicke will die Kostenbasis in der Lebens- und Sachversicherung bis 2020 um 240 Millionen Euro drücken, wie er in einem Pressegespräch in Hannover sagte. Das ist mehr als ein Viertel der rund 850 Millionen Euro, die das Inlandsgeschäft von Deutschlands drittgrößtem Versicherer im vergangenen Jahr an Kosten verursachte. Der Löwenanteil der Einsparungen entfällt mit 140 Millionen Euro auf das Schaden- und Unfallgeschäft.
Schon im Herbst hatte Talanx die Streichung von 600 Stellen in der renditeschwachen Deutschland-Sparte angekündigt. Das ist dort jeder achte Arbeitsplatz. Die Privat- und Firmenversicherung in Deutschland trägt weniger als zehn Prozent zum operativen Gewinn des Konzerns bei. Das soll sich drastisch ändern: Parallel zu den Einsparungen will Wicke 330 Millionen Euro in die Modernisierung des Inlands-Geschäfts stecken, der Großteil davon entfällt mit 230 Millionen ebenfalls auf die Sach-Sparte. Ein großer Teil der Investitionen fließt in eine modernere Informationstechnik und die verstärkte Automatisierung der internen Abläufe.
"Die Maßnahmen werden unsere Prozesse schlanker machen, unseren Service für Vermittler und Kunden verbessern und dazu beitragen, unsere Kosten signifikant zu senken", sagte Talanx-Chef Herbert Haas. In der Kfz-Versicherung will er unter der Marke HDI den Direktvertrieb über Vergleichsportale und andere Online-Kanäle ausbauen. An der Digitalisierung ihres Geschäfts basteln derzeit viele deutsche Versicherer.
Die Neuausrichtung der Lebensversicherung hatte Talanx schon im Sommer beschlossen. Die Tochter HDI wendet sich von Policen mit klassischen lebenslangen Garantien ab. Stattdessen sollen Produkte ohne die kostspieligen Garantien sowie mehr Risiko-Lebensversicherungen und Berufsunfähigkeits-Policen verkauft werden.