Investing.com - Tesla (NASDAQ:TSLA) steht erneut im Mittelpunkt des Interesses von Analysten, die sich zu dem US-Elektroautobauer und den kürzlich angekündigten Preissenkungen äußern. Nach Einschätzung einiger Experten deuten diese Maßnahmen darauf hin, dass Tesla mit einer nachlassenden Nachfrage konfrontiert ist.
Jefferies senkt Tesla-Kursziel
Die Analysten von Jefferies, die Tesla seit langem positiv gegenüberstehen, bekräftigten ihre Kaufempfehlung für den US-Elektroautobauer, senkten jedoch das Kursziel um fast 50 % auf 180 Dollar. Zur Begründung verwiesen sie auf die für 2023 gesenkten Umsatz- und Gewinnschätzungen.
Nach Einschätzung der Finanzanalysten könnte Tesla im Jahr 2023 1,7 Millionen Elektrofahrzeuge ausliefern, während die Margen im Kerngeschäft auf etwa 24 % sinken. Die Umsatzschätzungen für 2023 wurden um 21 % auf 99,4 Milliarden Dollar gesenkt und das GAAP-EPS auf 3,61 Dollar, was 17 % unter dem Marktkonsens liegt.
"Unsere Überzeugung, dass Tesla die Branche auf dem Weg zu einem besseren Geschäftsmodell mitreißt, ist intakt, auch wenn die Entwicklung holpriger verläuft, als uns lieb ist. Die Ergebniskorrektur ist schmerzhaft, aber die Preisoffensive bringt den Investment Case zurück zum Kern: Der Führungsrolle bei Bezahlbarkeit und effizienter Verwendung von Ressourcen", heißt es in einer Kundenmitteilung.
Positiv bewerteten die Analysten der US-Investmentbank auch die Ernennung von Insider Tom Zhu zur Nummer zwei innerhalb des Unternehmens hinter Tesla-CEO Elon Musk.
Bernstein sieht enormes Nachfrageproblem
Gleichermaßen haben die Bernstein-Analysten ihre EPS-Schätzungen für das Geschäftsjahr 2023 von zuvor 4,96 Dollar auf 3,80 Dollar gesenkt. Sie liegen damit deutlich unter dem Konsens von 4,99 Dollar. Bernstein argumentiert, dass die kürzlich angekündigten Preissenkungen darauf hindeuten, dass Tesla ein Nachfrageproblem hat. Das werde "enorme Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von TSLA haben".
"Die Preissenkungen in China haben offenbar nicht zu einem signifikanten Nachfrageanstieg geführt. Unsere Sensitivitätsanalyse deutet darauf hin, dass der Gewinn pro Aktie für das Geschäftsjahr 2023 irgendwo im Bereich von 3,20 bis 4,50 Dollar liegen wird", hieß es laut Mitteilung.
Die Analysten vertreten außerdem die Ansicht, dass Teslas größte Herausforderung darin bestehe, mehr und kostengünstigere EV-Modelle anzubieten.
"Wir gehen nicht davon aus, dass ein neues, kostengünstiges Produkt bis 2025 in großen Stückzahlen auf den Markt kommt; zu diesem Zeitpunkt muss Tesla aber mit noch mehr Konkurrenz rechnen", fügten sie hinzu.
Per Saldo bleiben die Bernstein-Experten bei der Tesla-Aktie "hin- und hergerissen". Sie stufen den Elektroauto-Riesen mit "Underperform" ein, und das obwohl ihr Kursziel von 150 Dollar rund 23 % über dem aktuellen Niveau liegt.
"Einerseits wird die Aktie jetzt nahe an unserem 2050 DCF (rund 120 Dollar) gehandelt, die Investorenstimmung ist schlecht und wenn die Konsenszahlen entsprechend angepasst werden, könnte es ein begrenztes Abwärtsrisiko für die Schätzungen geben. Dennoch ist unklar, ob die Konsenszahlen ausreichend korrigiert werden und ob sich Tesla im Laufe des Jahres weiterhin mit Nachfrageproblemen herumschlagen muss. Die jüngsten Nachfrageprobleme lassen auch die Frage aufkommen, ob Teslas langfristige Marktanteils- und Margenprognosen zu hoch sind", resümierten sie.
Goldman senkt EPS-Schätzungen aufgrund reduzierter Verkaufspreise
Auch die Experten von der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) haben ihre EPS-Schätzungen für das Geschäftsjahr 2023 mit Verweis auf die reduzierten durchschnittlichen Verkaufspreise (ASPs) gesenkt. Sie hatten zwar erwartet, dass Tesla die Preise senken würde, waren aber vom Ausmaß der Preisnachlässe überrascht.
Sie sehen das EPS - einschließlich SBC (aktienbasierte Vergütung) - für das Geschäftsjahr 2023 nun bei 3,50 Dollar (gegenüber 4,00 Dollar zuvor). Ohne SBC schätzen die Analysten das EPS auf 3,95 Dollar. Das Kursziel sinkt daher von 205 auf 200 Dollar.
"Obwohl die reduzierten Preise für Tesla-Fahrzeuge wahrscheinlich zu niedrigeren Gewinnen führen werden, wird dies unserer Einschätzung nach unter sonst gleichen Bedingungen zu einem höheren Volumen beitragen. Darin sehen wir eine wichtige Voraussetzung für das vertikal integrierte Modell von Tesla, zumal die neuen Fabriken des Unternehmens eine attraktive Stückkostenrechnung bieten dürften", heißt es in der Kundenmitteilung.
Die Tesla-Aktie ist am Dienstag vorbörslich um etwa ein halbes Prozent gestiegen, nachdem sie am Freitag bei 122,40 Dollar geschlossen hatte.