Düsseldorf (Reuters) - Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger ist der geplanten Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata Steel einen weiteren Schritt näher gekommen.
Die Stahlkocher des Konzerns stimmten mit großer Mehrheit dem kurz vor Weihnachten ausgehandelten Tarifvertrag zu, mit dem die Beschäftigung für den Fall einer Fusion abgesichert werden soll. "Die Zustimmung lag bei 92,2 Prozent, die Beteiligung bei 71,3 Prozent", sagte der IG-Metall-Vertreter und stellvertretende Aufsichtsratschef Markus Grolms am Montag in Düsseldorf. "Das ist ein überwältigendes Ergebnis."
Dies bedeute aber noch nicht, dass die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat einer Fusion zustimmen werden, sagte Grolms. Zunächst müssten noch zwei Gutachten abgewartet werden, die die Pläne genau unter die Lupe nehmen. Thyssenkrupp-Personalvorstand Oliver Burkhard sagte, damit hätten die Mitglieder der IG Metall eine gute Zukunftsperspektive für das geplante Joint Venture geschaffen.
Rund 20.500 Mitglieder der IG Metall waren in den vergangenen Wochen aufgerufen, über die kurz vor Weihnachten ausgehandelte Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung abzustimmen. Voraussetzung für die Annahme war, dass diese von mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen und auch allen 13 Standorten gebilligt wird. Der Vertrag sieht unter anderem den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für neun Jahre und Investitionszusagen für die deutschen Standorte von jährlich mindestens 400 Millionen Euro vor.
ERSTE ERGEBNISSE DER GUTACHTEN MITTE MÄRZ ERWARTET
"Die Inhalte des Tarifvertrages sind spektakulär", sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp (DE:TKAG) Steel Europe, Detlef Wetzel. Es habe in den vergangenen anderthalb Jahren eine harte Auseinandersetzung mit dem Management gegeben. "Wir haben einen Schutzschirm für den Fall einer Fusion." Diesen würden sich sicher auch die Arbeitnehmervertreter von Tata in den Niederlanden und in Großbritannien ansehen. Thyssenkrupp und Tata wollen durch eine Fusion der Geschäfte aus diesen drei Ländern den zweitgrößten Stahlkonzern in Europa nach ArcelorMittal schmieden.
Nun sind die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gefragt. Das Management könnte die Pläne zwar auch gegen deren Stimmen durchsetzen, dies wäre allerdings ein Kulturbruch für den Konzern, der traditionell auf einen Ausgleich mit den gut organisierten Arbeitnehmern setzt. Grolms machte deutlich, dass es auch nach der Abstimmung keinen Automatismus gibt. "Sorgfalt geht vor Eile." Mitte März könne es die ersten Ergebnisse der Wirtschaftsgutachten geben. Diese sollen unter anderem untersuchen, ob das Joint Venture wirtschaftlich tragfähig ist und nicht bei einer ersten Schwächephase der Branche zusammenbreche. Sorge bereitet der IG Metall etwa, dass die Konzerne dem Joint Venture mehr als sechs Milliarden Euro Schulden aufbürden. "Wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass die Fusion nicht tragbar ist, werden wir nicht zustimmen."