Viele Anleger warten auf einen Turnaround der TUI (ETR:TUIGn) (WKN: TUAG00)-Aktie, aber bisher lässt er weiter auf sich warten. Zwar erlebte der Kurs nach der Konzernrettung einen kleinen Aufschwung, doch mittlerweile hat er trotz Reisebooms wieder ein neues Tief markiert. Wie ist das möglich?
TUI verbucht weiterhin Verluste Wer die Börse kennt, weiß, dass gute Ab- und Umsätze allein nicht genügen, um Kurse steigen zu lassen. Entscheidend ist, was unterm Strich übrig bleibt. Bei der TUI war dies auch im dritten Geschäftsquartal 2022 ein Minus von 331,2 Mio. Euro. Für einen Zeitraum von nur drei Monaten ist diese Summe nicht gering. Auf ein Jahr hochgerechnet ergibt sich so immer noch ein Fehlbetrag von 1.324,8 Mio. Euro.
Umso erstaunlicher ist der Verlust vor dem Hintergrund eines stark boomenden Reisegeschäfts. TUI profitierte davon. So stieg der Umsatz um 582,4 % auf 4.433,2 Mio. Euro. Wenn wir auch hier den Betrag auf ein Jahr hochrechnen, würde der Reisekonzern bereits einen neuen Rekordumsatz erzielen.
Die Gästezahl erreichte 5,1 Mio. und die durchschnittliche Flugauslastung 92 %, was über dem Vorkrisenwert von 90 % aus dem dritten Geschäftsquartal 2019 lag. Positiv ist ebenfalls der operative Cashflow von 1.970,6 Mio. Euro, der innerhalb der ersten drei Geschäftsquartale 2022 anfiel. TUI verringerte zudem seine langfristigen Schulden von 6.045,1 auf 4.420,2 Mio. Euro.
Fast alle Segmente profitierten. So erzielte Hotels & Resorts ein bereinigtes EBIT von 104,9 Mio. Euro, Kreuzfahrten 3,0 Mio. Euro, TUI Musement ein Plus von 13,8 Mio. Euro und Urlaubserlebnisse 121,6 Mio. Euro. Lediglich Märkte & Airlines und die übrigen Segmente verbuchten einen Verlust von -139,4 Mio. Euro beziehungsweise -9,3 Mio. Euro.
Flugchaos belastet das Geschäft Das Hauptproblem der TUI war also im vergangenen Quartal nicht die Nachfrage, die nach der Corona-Zeit stark gestiegen ist, sondern das weiterhin bestehende Chaos an den Flughäfen. Hier wurde während der Pandemie Personal entlassen, dass sich zwischenzeitlich umorientiert hat. Neue Mitarbeiter sind hingegen schwer zu finden.
So kam es zu vielen Flugausfällen, die TUI Geld kosten. Infolge von Flugbetriebsstörungen stiegen die Sonderausgaben im dritten Geschäftsquartal 2022 um 75 Mio. Euro. Der Konzern geht auch im vierten Geschäftsquartal von weiteren Beeinträchtigungen aus. Erst in der nächsten Saison erwartet er eine Lagenormalisierung. Ohne sie hätte TUI im dritten Geschäftsquartal 2022 ein EBIT von 48 Mio. Euro erzielt.
TUI bleibt krisenanfällig Somit könnte das TUI-Ergebnis noch einige Monate unter den Störungen leiden und erst im kommenden Geschäftsjahr zu einem positiven Wert zurückkehren.
Doch das Unternehmen ist auch krisenanfällig. Zuletzt belasteten die hohen Kerosinpreise den Gewinn und zukünftig könnten explodierende Mietneben- und Stromkosten wieder zu einem Rückgang bei den Reisebuchungen führen.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2022