FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem starken Lauf der Aktienmärkte seit Jahresbeginn macht sich unter Experten zunehmend Skepsis breit. Die Marktstrategen der Banken des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) gaben sich bei der Vorstellung ihrer Prognosen am Mittwoch in Frankfurt überwiegend vorsichtig.
Nur zwei Häuser trauen dem Dax auf zwölf Monatssicht weitere Kursgewinne zu. Chefstratege Joachim Schallmayer von der Fondsgesellgeschaft Deka sieht den deutschen Leitindex im Mai 2020 bei 12 500 Punkten. Kurzfristig rechnet er allerdings mit einem Rückschlag bis auf 11 200 Punkte, da viele Anleger die Rahmenbedingungen mittlerweile zu positiv einschätzten. So summiert sich das Plus des Dax im laufenden Jahr bereits auf mehr als 14 Prozent. Gerade mit Blick auf den Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die Geldpolitik der Notenbanken könnte es in den kommenden Wochen durchaus zu Ernüchterungen kommen. Das dürfte zu einer Marktkonsolidierung führen, aber nicht zu einem nachhaltigen Einbruch. Dafür spreche auch die wohl weiterhin lockere Geldpolitik der Notenbanken.
Durchweg - also auf Sicht von drei, sechs und zwölf Monaten - positiv gestimmt ist Aktienstratege Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. Er sieht den Dax in diesem Zeitraum auf 13 000, 13 200 und letztendlich 13 500 Punkte steigen.
Trotz des guten Laufs in diesem Jahr bewege sich der Dax - anders als die Wall Street - noch innerhalb seines langfristig fairen Bewertungsbandes, wenngleich in der oberen Hälfte, erklärte Reinwand. Gleichzeitig seien viele, mit Blick auf das Wirtschaftswachstum pessimistisch gestimmte Investoren in Aktien noch vorsichtig positioniert. Im Zuge sich weiter aufhellender Konjunkturindikatoren dürfte sich das ändern, was für weitere Kursgewinne spreche.
Grundsätzlich sind sich die Strategen des VÖB einig, was die wesentlichen Treiber der kommenden Monaten sein werden. "Der Verlauf der Verhandlungen zum Handelsstreit zwischen den USA und China ist entscheidend für die Entwicklung der Weltkonjunktur. Eskalationsdrohungen und Unsicherheiten sind dabei Gift für steigende Aktienkurse." Nicht vergessen werden sollte, dass auch die Europäische Union zunehmend den Ärger des US-Präsidenten Donald Trump auf sich zieht.
Analyst Volker Sack von der NordLB sieht daher nur größere Spielräume für steigende Bewertungen am Aktienmarkt, wenn im globalen Handelsstreit und in der Brexit-Frage tragfähige Lösungen gefunden sind und sich damit die Konjunkturperspektiven wieder aufhellten. Sack erwartet den Dax auf Sicht von zwölf Monaten in etwa auf dem aktuellen Kursniveau.
So sieht es auch Manfred Bucher von der BayernLB: Eine anhaltende Bewertungsexpansion wäre nur dann plausibel, wenn sich die Weltwirtschaft tatsächlich spürbar erholt. Realistischer erscheine aber eine weitere Abkühlung der Weltwirtschaft, was moderaten Druck auf die Aktienkurse bedeuten würde. "Diejüngste Rally wäre damit nur eine temporäre Erholung in einer noch länger andauernden längerfristigen Seitwärtsbewegung.